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Verhüllt

Münster, Kirche St. Michael, März 2013. Brennweite entspricht der Kleinbild-Brennweite 41 mm. Bearbeitung. RAW mit View NX 2 in JPEG transformiert. Gradationserhöhung mit S-Kurve 180/190. Nachschärfen 20/100.


Der gefallene Engel
Der gefallene Engel
E. W. R.



„Schon die „Consuetudines” von Farfa erwähnen um 1000 den Brauch, in der Fastenzeit vor dem Altar ein Velum, das Fastenvelum aufzuhängen (velum quadragesimale, Fastentuch; Fastenlaken, aber auch: Hungertuch - der Name „Hungerdoek” ist in Münster 1306 erstmals belegt -, Kummertuch, Schmachtlappen; ursprünglich einfarbig schwarz oder violett). In einem meist rasterförmigen Bildaufbau wurde die Heilsgeschichte von der Schöpfung bis zum Weltende erzählt oder aber Tier-, Pflanzen- oder andere Motive dargestellt. [...]“

Aufgehangen wurde das Fastentuch zu Fastenbeginn am Aschermittwoch. Es hing im Chorbogen der Kirche vor dem Hauptaltar, verhüllte den Altar und konnte, da meist zweigeteilt, zur Seite gezogen werden. Das Fastentuch blieb hängen bis zur Komplet am Karmittwoch. Wenn aus der Passion zitiert wurde: „et velum templi scissimum est medium” (und der Vorhang des Tempels riß mitten durch), wurde das Tuch herabgelassen. Die dadurch begründete Redensart: „Das Fastentuch ist gefallen” bezeichnete - direkt und indirekt - das Ende der Fastenzeit.

Hungertücher zur Altarverhüllung verweisen auf die religiösen Verhüllungs- und Sichtbarkeitsriten. [...] Als Gründe für dieses Fastenbrauchtum werden angeführt: die so auch äußerlich sichtbare Unwürdigkeit der Gläubigen während der Bußzeit, die Verhüllung der Gottheit Christi während seiner Passion, die Parallelität des velum templi zum velum quadragesimale, wobei das Zerreißen des ersteren den Opfertod Christi anzeigte, das „Herabfallen” des letzteren auf die bevorstehende Auferstehung verwies. Die Entfernung des Fastentuchs vor der Osternacht verdeutlichte, dass Christus wieder unverhüllt in göttlicher Herrlichkeit vor den Menschen steht, dass er den Himmel geöffnet hat und dass er die Blindheit des Herzen weggenommen hat, die hinderte, das Geheimnis seines Leidens zu verstehen. [...]

Ihre Hochblüte erlebten die Hungertücher im 14./15. Jahrhundert in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und England. Dieser Fastenbrauch scheint von den Klöstern, wahrscheinlich den Nonnenklöstern, ausgegangen zu sein und hat sich über die Stifts- und Kathedralkirchen in die Pfarrkirchen ausgebreitet. Mit Beginn der Neuzeit verflüchtigte sich auch dieser Brauch, hielt sich nur noch in Westfalen und im Münster zu Freiburg. Im Westfälischen erlebte das Hungertuch im 16. und 17. Jahrhundert einen erneuten Auftrieb. Nach dem II. Vatikanischen Konzil wurde der Brauch durch die Bischöfliche Aktion „Misereor” 1976 neu belebt: Alle zwei Jahre erstellt ein Künstler ein neues Hungertuch, das in Kopie in vielen Kirchen aufgehangen wird und die Fastenzeit kennzeichnet, in der das Ersparte den Armen zukommen soll.
[...]

Die Fastentücher bestanden meist aus Leinen, manchmal auch aus Seide. Die Tücher wurden bestickt, bedruckt oder bemalt. Unsere Redewendung, „am Hungertuch nagen”, geht auf diese Fastentücher zurück und meint: hungern, darben, ärmlich leben, kümmerlich vegetieren. Ursprünglich hieß es wohl: am Hungertuch „naejen” = nähen, d.h. ärmlich, kümmerlich leben. In diesem Sinn auch: „Ich web’ euch nur ein Hungertuch” in Freiligraths Gedicht „Aus dem Schlesischen Gebirge” von 1844.“

© Prof. Dr. theol. Manfred Becker-Huberti, Köln

http://www.religioeses-brauchtum.de/fruehjahr/fastenzeit_2.html


Überbau
Überbau
E. W. R.


Passion
Passion
E. W. R.

Das kalte Herz
Das kalte Herz
E. W. R.

Shine A Light
Shine A Light
E. W. R.

Dunkles Leuchten
Dunkles Leuchten
E. W. R.

Das Kreuz (2)
Das Kreuz (2)
E. W. R.

Der Tisch Gottes (2)
Der Tisch Gottes (2)
E. W. R.

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