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Volksdichter Anton Günther (1876 – 1937)

Volksdichter Anton Günther (1876 – 1937)

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smokeonthewater


Premium (World), Berlin

Volksdichter Anton Günther (1876 – 1937)

Mitte Mai besuchte ich nach vielen Jahren wieder einmal den südlichen Teil meiner sächsischen Heimat: das wunderschöne Erzgebirge.
Herzlichen Dank an Uli.S.Photo für die sachkundige Begleitung durch den UNESCO-Welterbe-Anwärter "Montanregion Erzgebirge".

Anton Günther aus Gottesgab ist der bekannteste und beliebteste Volksdichter und Sänger des Erzgebirges.
Günther bekannte sich immer nur zu seiner Heimat Erzgebirge, auch in der Nazizeit, als die Deutschböhmen vereinnahmt wurden.
Die damals verfehmte Mundart hielt er unbeirrt hoch und machte sich einen Reim auf Hitlergruß und Propaganda im benachbarten Deutschland (1936):

Treideitschen Gruß mit Herz un Hand – – Treudeutscher Gruß mit Herz und Hand
ven Arzgebirg zen Egerland! – – vom Erzgebirge bis ins Egerland!
Für ons gilt när aa Faldgeschrei: – – Für uns gilt nur ein Feldgeschrei:
Mir bleibn onnern Volk, der Haamit, trei! – – Wir bleiben unserm Volk, der Heimat, treu!

Künstlerisch ist er zwischen Heimatromantik und satirischem Couplé anzusiedeln, Letzteres z.B. das hier:
"Ven alten Schlog" (Vom alten Schlage, 1900, Originalaufnahme um 1926): http://www.youtube.com/watch?v=J5SoiGO2oRw
Die Erzgebirgler auf beiden Seiten der Grenze verehren Günther nach wie vor für seine Lieder, die er u.a. auf Postkarten publizierte.
Seine berühmtesten sind die hier (Refrains):

’s is Feieromd, ’s is Feieromd. – – Es ist Feierabend, es ist Feierabend.
Es Togwark is vullbracht, – – Das Tagwerk ist vollbracht.
’s gieht alles seiner Haamit zu, – – Alle gehen heim,
ganz sachte schleicht de Nacht. – – ganz sacht schleicht die Nacht.

Wu de Wälder haamlich rauschen, – – Wo die Wälder heimlich rauschen,
wu de Haad su rötlich blüht, – – wo die Heide so rötlich blüht,
mit kann König mächt ich tauschen, – – mit keinem König möchte ich tauschen,
weil do drum mei Haisel stieht! – – weil da droben mein Häuschen steht!
in einer Beatles-Parodie "Hier kimmt de Sonn" :-)) http://www.youtube.com/watch?v=suEJ-1Ql48E

Comentarios 4

  • Foto-Nomade 09/06/2014 16:34

    Ein Grabbild mit Gänsehauteffekt,
    wenn man den Text dazu liest.
    ~
    Danke zu.

    ~


  • heide09 08/06/2014 18:31

    Ein schönes Kapitel aus trauriger Zeit.
    Sehr informativ.
    Danke.

    HG Ania
  • smokeonthewater 08/06/2014 15:32

    @Ursula: Abgesehen davon, dass ein Sterbealter von 61 auch damals schon vor der Zeit war, ist ihm sicher viel Ärger erspart geblieben. Den Anschluss Österreichs ans NS-Reich 1938 und in der Folge die Annexion Böhmens und Mährens hat er nicht mehr erlebt, somit ist er noch als tschechischer Bürger gestorben.

    Auf ihn hätte nicht die Versuchung gewartet, sich von den Nazis vereinnahmen zu lassen, so wie sie es z.B. mit Luis Trenker gemacht haben. Denn die erzgebirgische Mundart war bei den Nazis verboten, wie alle sächsischen Dialekte, weil sie "unheldisch" klingen. Leipziger Mundartdichter wie Hans Reimann und Lene Voigt durften nicht publizieren.

    Ich bin sicher, er hätte die Nazis abblitzen lassen, wie aus obigem Gedicht hervorgeht. Ein Berufsverbot hätte ihn hart getroffen. Umso schlimmer, dass ihn die NPD Sachsen für ihren Europawahlkampf missbraucht hat:
    http://www.youtube.com/watch?v=Z8yxaM5rJTU Das zeigt aber zugeich auch, dass die Neonazis zu doof sind, die einstigen NS-Argumente zur Mundart überhaupt zu kennen. Leider hatte die NPD in der Vergangenheit im Erzgebirge beängstigende Wahlerfolge, aber bei der jüngsten Europawahl sind sie auch bei den Erzgebirglern hinten runtergefallen. Die Menschen wissen eben wirklich, wie Anton Günther gewählt hätte.
  • Ursula Elise 08/06/2014 14:56

    Wie immer eine sorgfältig recherchierte Information!

    Ich seh' mir die Lebensdaten an und finde: vielleicht hat er die Gnade eines 'frühen' Todes erlebt.
    lgU

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