Von der Schweiz nach Sachsen
Die Lokoop AG war ein in der Schweiz ansässiges Unternehmen, welches von der damaligen Mittelthurgaubahn AG (MThB), dem Reisebüro Mittelthurgau und der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB) gehalten wurde. Unternehmensziel war die Vermietung von Schienenfahrzeugen ab dem Standort Weinfelden.
Während der Jahre 1993 und 1994 importierte man 20 Lokomotiven der Baureihe 142 von der damaligen Deutschen Reichsbahn, welche aufgrund des nach der Wende stark eingebrochenen Güterverkehr auf einen Großteil seiner Fahrzeugflotte verzichten konnte. Zwei Loks wurden an die Chemins de fer Fribourgeois Gruyère–Fribourg–Morat (GFM) weiterverkauft. Um die Lokomotiven innerhalb der Schweiz einsetzen zu können wurden die 18 verbliebenen Loks sowie eine später von der SOB "nachgekaufte" Lokomotive bei Stadler für die bevorstehenden Einsätze umgerüstet.
Die Lokoop bestellte Ende des vergangenen Jahrtausends bei ADtranz außerdem sechs Lokomotiven der Baureihe Re 486, welche nahezu identisch mit den hierzulande bekannten Baureihe 145 waren. Die Loks kamen überwiegend im Güterverkehr vor Ganzzügen der Petrolindustrie und Abraumzügen mit Erdaushub zum Einsatz.
2001 stieg die SOB aus dem Gemeinschaftsunternehmen aus, ein Jahr später meldete die MThB Konkurs an, womit auch das Ende der Lokoop AG eingeläutet wurde - 2004 wurde sie offiziell aufgelöst. Die Schweizerischen Bundesbahn SBB übernahmen mit der neu gegründeten Tochter Thurbo AG (90 % halten die SBB, 10 % das Kanton Thurgau) die bestehenden Verkehre im Personen- und Güterzugdienst, sowie nahezu alle Fahrzeuge (die vorhandenen Loks der ehemaligen Baureihe 142 fanden bei verschiedenen Privatbahnen in Deutschland ein neues Zuhause). Dazu zählten eben auch die noch nicht einmal zwei Jahre alten modernen Drehstromlokomotiven.
Die bisher als Re 486 652-1 bezeichnete Lok wechselte ihre Bezeichung in Re 481 002-4 und wurde SBB Cargo zugewiesen. Da sie mit einer Leistung von gerade einmal 4200 kW jedoch nur sehr eingeschränkt in Einfachtraktion hätte eingesetzt werden können rüstete man sie mit zwei deutschen Stromabnehmern und der deutschen Zugsicherung aus und setzte sie fortan in Diensten der deutschen Güterverkehrstochter SBB Cargo Deutschland AG ein. Da sich ihre Einsätze jedoch stets auf das deutsche Netz beschränkten stellten die sechs Loks einen Fremdkörper in der SBB-Flotte dar, so dass man sich dazu entschloß die Lokomotiven an Mitsui Rail Capital Europe (MRCE) zu verkaufen. Von der bekannten ehemaligen SBB Cargo-Lackierung in rot und blau mit dem auffälligen cargo-Schriftzug auf der Seite blieben nur die roten Bereiche erhalten, die Seitenwände wurden im MRCE-bekannten Schwarz lackiert.
Die kommenden zwei Jahre wurde die Lokomotive von rail4chem im Petrol- und Chemieverkehr eingesetzt, ehe sie ab März 2007 von der ITL Eisenbahn GmbH aus Dresden angemietet wurde.
Im Fahrzeugregister der Europäischen Union wurde die Lokomotive seit 2007 als 91 80 6 145 084-0 geführt. Die Betriebsnummer 145 084-0 wurde im Februar 2011 an den Front- und Längsseiten der Lokomotive angebracht, so dass abgesehen von der noch entfernt an das SBB Cargo-Farbschema erinnernden Lackierung nichts mehr auf ihre Schweizer Vergangenheit hindeutet.
Mit einem Kesselwagenzug (DGS 95453) von Bad Schandau nach Mainz-Weisenau Gbf bildete die Lokomotive an einem Montagabend im Juli 2010 den gelungenen Abschluß eines Tages. Die tiefstehende Abendsonne leuchtet für meinen Geschmack die Bereiche zwischen Schienenoberkante und Fahrzeugrahmen von Lok und Wagen mehr als deutlich aus. Zum Glück war der Zug damals 96 Minuten vor Plan unterwegs...
Aufnahmedatum: Montag, 19. Juli 2010 - 19:42 Uhr || Aufnahmeort: bei Ludwigsau-Mecklar (Nord-Süd-Strecke / KBS 610 „Fuldatalbahn“ / nördlich Bad Hersfeld) || Verwendete Kamera: Nikon D80
Torsten Krauser 08/08/2011 22:56
Eine außergewöhnliche Lok, nicht unbedingt schön, aber eben außergewöhnlich. Glückwunsch! Gruß Torsten