DDA


Premium (Basic), Berlin

Was bleibt...

...ist die Erinnerung. Dieser, auf den ersten Blick unförmige Metallhaufen war mal ein Flugzeug - eines der herausragendsten seiner Zeit. Seine Geburtsstunde schlug im Jahre 1930, da baute man viele Flugzeuge noch aus Rohren und Leinwand, viele davon waren Doppeldecker, deren Tragflächen noch mit Streben und Seilen verstärkt wurden. Die Ganzmetallbauweise begann sich erst langsam durchzusetzen. So war dieses Flugzeug, entwickelt unter der Leitung von Andrej Nikolajewitsch Tupolew, eine richtige Sensation: ganz aus Metall, unverstrebter Eindecker und vier Triebwerke! Die TB-3, in manchen Versionen auch unter ihrer Werksbezeichnung ANT-6 (nach den Anfangsbuchstaben des Namens des Chefkonstrukteurs) bekannt, war wegweisend in der Entwicklung großer Flugzeuge. Eine davon landete als erste am Nordpol und setzte dort eine wissenschaftliche Expedition ab.
Leider hat keine von ihnen die Zeiten vollständig überdauert. Bei einem Besuch im Museum der sowjetischen und russischen Luftstreitkräfte in Monino bei Moskau allerdings fragte uns (wir waren zu dritt dort zu Besuch und kamen mit einem der Mitarbeiter dort in ein herzliches Gespräch) im letzten Jahr jedoch einer der dort Beschäftigten, ob wir denn eine große Überraschung sehen wollen würden. Nichtsahnend, worum es sich handelte, sagten wir selbstverständlich zu und er führte uns hinter einen der Hangare. Dort lag dieser Metallberg, der sich bei genauerem Hinsehen tatsächlich als Rest einer TB-3 herausstellte. Man erzählte uns folgende Geschichte zu dem Flugzeug: Es sei beim einem Flug in den hohen Norden infolge eines Kommunikationsfehlers zwischen Kommandanten und Bordingenieur - letzterer stellte statt einem Triebwerk alle in den Leerlauf - notgelandet und dabei schwer beschädigt worden. Die Besatzung hat dies vollständig ohne größere Verletzungen überlebt, nur leider war das Flugzeug unrettbar verloren. Bei der Bergung der Maschine ging man mit deren Resten nicht sehr zartfühlend um und warf den Schrott wohl einfach auf ein paar LKW. Dann allerdings wurde beschlossen, die Reste im Museum in Monino zu lagern, wo sie bis heute unverändert geblieben sind. Bei dem Zerstörungsgrad ist an eine Wiederherstellung nicht zu denken - leider, so bleibt also nur die Erinnerung.
So liegt im Vordergrund eines der AM-34R-Triebwerke Darüber ist ein Teil der Tragflächenkonstruktion zu erkennen. Die lange grüne Stange rechts im Bild ist eine der Hauptfahrwerkstreben.

Comentarios 4

  • Steinkopf 17/03/2021 16:39

    Tatsache, das sind die Reste einer TB-3???
    Was für eine Schande, war das AM-34R-Triebwerk nicht irgendwie von einem BMW Motor abgeleitet worden? Zu der Zeit gab es ja in der Flugzeugtechnik so einige Kooperationen zwischen Russland und Deutschland.
    • DDA 18/03/2021 11:30

      Es sind sicher die Reste einer TB-3. Ich habe von dem "Berg" natürlich diverse Aufnahmen gemacht, war ich mir doch der Seltenheit bewußt.
      Ja, der AM-34 ist eine sowjetische Weiterentwicklung (Leitung Alexander Alexandrowitsch Mikulin, daher die Bezeichnung AM) des
      M-17, welcher wiederum eine Lizenzfertigung des BMW VI ist.
      VG Axel
    • Steinkopf 18/03/2021 17:50

      Hallo Axel, denke die Umschreibung „Berg“ trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf, denn das Teil war ja selbst nach heutigen Maßstäben nicht gerade klein.
      Ja, ich glaube BMW hatte damals in verschiedene Länder ihre Flugzeugmotoren verkauft, bzw. bauen lassen, um die Beschränkungen des Versailler Vertrag zu umgehen.
      Irgendwie ist es schon traurig, das von einer Vielzahl von Flugzeugtypen aus der damaligen Zeit nur noch Schrotthaufen (wenn überhaupt) übriggeblieben sind, denn das waren schon ganz beeindruckende Pionier-Ingenieureleistungen die noch per Rechenschieber und Zeichenbrett erbracht wurden, Gruß Ralf
  • smokeonthewater 14/03/2019 23:13

    Immerhin hat man den Schrott geborgen. So gründlich aufgeräumt haben sie seinerzeit in den neuen Bundesländern nicht. :-))
    VG Dieter