"Was für ein Tag..."
... stöhnte Siegfried Brauner, als er durch die Tür seines Büros trat.
Der schmuddelige Raum, im Souterrain des alten Hafenamts gelegen, strahlte eine düstere Atmosphäre aus. Seit er aus dem Polizeidienst entlassen wurde und seinen Lebensunterhalt als Privatschnüffler verdienen muss konnte er seiner schicken Beamtenbude nur nachtrauern, für mehr reichten die paar Aufträge nicht. Betrogene Ehefrauen, dubiose Geschäftsleute und hier und da eine vermisste Katze, das war in letzter Zeit alles was ein paar Taler in die Kassen spülte.
Und nun war ihm gerade auch noch sein Auto verreckt. „Alte Karre“ wäre wohl die passendere Bezeichnung für das spritfressende Ungetüm, das nun am Haken des Abschleppdienstes seine wohl letzte Reise auf der unendlichen Autobahn in die Ewigkeit antrat. „Ein toller Detektiv bin ich, kann mir noch nicht mal ein halbwegs vernünftiges Auto leisten“ murmelte er in seinen Zehntagebart.
Der alte Bürostuhl ächzte unter dem ungewollten Gewicht, als der kräftige Mann sich auf ihm nieder ließ. Sein hölzerner Schreibtisch, der durch eine betagte Funzel in ein trübes Licht getaucht wurde, beugte sich unter der Last der Rechnungen und Mahnungen, die sich auf ihm stapelten. Er legte seine Füße mitten auf den Stapel der Post, nahm seine Olympus zur Hand und betrachtete die Bilder, die er am späten Nachmittag von einem untreuen Ehemann geschossen hatte. Der Typ war fast 60, hatte einen Schmierbauch und schütteres Haar. Trotzdem verschwand er mit einer schlanken, gutgebauten Dreißigjährigen in der Junior-Suite eines Vier-Sterne-Hotels in einem der nobleren Vororte. Dort vergnügten sie sich, während Sid, wie ihn seine Kollegen nannten, in seinem klapprigen Wagen vor sich hin fror und auf weitere Gelegenheiten wartete um zum Schuss zu kommen.
„Warum bekommen so olle Säcke nur so hübsche Weiber ab?“ dachte er im Stillen. Die Frau des Geschäftsmannes brauchte nur noch ein paar Beweisfotos, um sich endlich von dem Dicken scheiden zu lassen und von dem Unterhalt in Saus und Braus leben zu können. Für den Detektiv fielen dabei nur ein paar Scheine ab, die gerade reichten um mit Ach und Krach ein paar Tage über die Runden zu kommen. Das Material war schon gut, aber noch nicht aussagekräftig genug. Da musste er wohl erneut ran, für den absoluten Schuss der seine Mandantin und ihren Anwalt zufrieden stellen würde. Definitiv reichten die Bilder aber um noch mal einen Vorschuss bei der betrogenen Gattin locker zu machen.
Durch die Milchglasscheibe der Bürotür drang plötzlich ein Lichtstrahl, das Flurlicht wurde eingeschaltet. Sid hörte leise Schritte auf dem alten Holzfußboden, als ein großer schlanker Frauenkörper vor der Scheibe eine dunkle Silhouette bildete. Er war wie elektrisiert: Diese Formen kannte er! Und zwar leider nur zu gut…
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Kritik, Anregungen und Lob sind wie immer herzlich willkommen :o)
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Reinhold Jansen 20/10/2013 12:04
Der Anfang klingt schon mal recht spannend.Bild und Text passen perfekt.
LG Reinhold