Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

„Warum sind sie heute in meiner Sprechstunde?“, fragte ich das Schwanenpaar.
„Ich habe ein bisschen Angst vor meiner Frau!“, sagte Herr Schwan.
„Warum denn das?“ So einen Fall hatte ich noch nie und wurde neugierig.
„Ja, merken sie nicht, wie sie mich anschaut? Und wie sie dabei sabbert!“ Der Schwan rollte sich eingeschüchtert zusammen.
Ich schaute Frau Schwan auffordern an.
„Können sie das nicht nachvollziehen?“, sie zeigte auf ihren Mann. „Sehen sie doch! Dieser orangerote Schnabel und der kugelrunde Höcker oben drauf…! Dann das strahlend weiße Gefieder und die Muskeln. Was für ein Schwan! Ich könnte mit ihm sofort wieder ins Nest und…“
Der Schwänin lief reichlich Speichel aus dem Schnabel. Ich reichte ihr eine große Stoff-Serviette.
„Mein lieber Schwan, Frau Schwan! Sie sind aber ganz schön verknallt“, merkte ich an. „Ich glaube, ihr Mann ist damit völlig überfordert.“
Herr Schwan nickte bestätigend und trieb verlegen auf dem Wasser.
„Ja, ich bin nicht so einer!“, sagte er. „Das geht mir meist viel zu schnell. Meine Frau will immer nur… na ja, sie wissen schon! Ich möchte einfach nur mal Schwan sein. Ihr etwas Leckeres kochen. Lange Gespräche mit ihr führen, dabei Wein trinken und mich richtig fallen lassen mit all meinen Sorgen.“ Mit einer Geste reichte ich das Wort an Frau Schwan.
„Das hatte ich nicht gewusst.“ Frau Schwan schien sichtlich betroffen. „Das fände ich eigentlich auch recht schön.“
„Na, wie wäre es dann mit einem Wellness-Wochenende für Zwei?“, schlug ich vor. „An dem sie sich mit leckerem Essen und guten Gesprächen mal so richtig gegenseitig verwöhnen. Ohne daran zu denken, sofort miteinander ins Nest zu hüpfen!“ Dabei richtete ich meinen Blick tadelnd auf Frau Schwan.
Mit diesem Vorschlag waren beide einverstanden. Ich liebte meinen Job als Paar-Therapeut…