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"Wiste 'ne Beer?" fragte der Baum

"Wiste 'ne Beer?" fragte der Baum

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"Wiste 'ne Beer?" fragte der Baum

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Theodor Fontane


Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: "Junge, wiste 'ne Beer?"
Und kam ein Mädel, so rief er: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn".

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: "Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab."
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Bündner mit Feiergesicht
Sangen "Jesus meine Zuversicht".
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
"He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?"

So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was er damals tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: "Wiste 'ne Beer?"
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn."

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.


"Friedrich Christian Delius repliziert Theodor Fontanes Ballade Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland in seiner 1991 erschienen Erzählung Die Birnen von Ribbeck. Ausgangspunkt der Handlung ist, wenige Monate nach dem Ende des DDR-Systems, die Pflanzung eines Birnbaums im Garten des Schlosses Ribbeck durch eine Gruppe West-Berliner, die anlässlich dieses Ereignisses die Bevölkerung bewirtet. Bei diesem Fest trägt ein Einheimischer, zunehmend alkoholisiert, in einem langen Monolog die Ribbecker Geschichte aus seiner Perspektive bzw. seine Empfindungen in der Zeit der Wende vor und integriert in seine Interpretationen immer wieder Balladen-Zitate.

Günter Grass bezieht sich in seinem 1995 publizierten Roman Ein weites Feld, der in der Wende-Zeit vor der deutschen Wiedervereinigung spielt und die deutsche Geschichte von der 1848er Revolution bis zum Abriss der Berliner Mauer thematisiert, auf Theodor Fontane. Dessen Lebenslauf ähnelt dem einer der beiden Hauptfiguren, Theo Wuttke, genannt Fonty, wodurch viele Verbindungen zwischen Ereignissen beider Epochen konstruiert werden. Außerdem greift der Titel Ein weites Feld eine Redewendung von Effi Briests Vater auf, mit dem Fontane in einer kleinen Variation seinen Roman Effi Briest abschließt: „… das ist ein zu weites Feld.“"

https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Fontane

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Comentarios 75

  • Günter de Graph 20/04/2019 15:43

    Optisch zarte Birnen, gut wenn es auch für den Gaumen so ist.

    Dir schöne und gesunde Ostertage....... Günter
    • E. W. R. 20/04/2019 17:43

      Speziell diese Birnen sind eher derber Natur. ;-) Frohe Ostern!
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  • E. W. R. 07/10/2016 13:03

    Leuten, die sich ihre akademischen Qualifikationen mehr oder weniger erlogen oder erschlichen haben, sollte man kein Wort glauben.
  • Runzelkorn 06/10/2016 17:46

    Dank der akribischen Forschung von fleißigen Literaturwissenschaftlern wissen wir heute, daß Fontane eine beispiellose Weitsicht besaß, die heute mancher bekannte Mensch vermissen läßt. Ja es ist unterdessen sogar erwiesen, daß er mit seinem präkognitiven Denken den Stammbaum der Ribbecks sehr weit vorausahnen konnte, wie mir Professor Hans Bender, einst Leiter des einzigen deutschen Institutes für Parapsychologie an der Uni Freiburg in einem persönlichen Gespräch glaubhaft versicherte. Doch bereits vor ihm und seiner bahnbrechenden Erkenntnis hatten frühe Fans des Fußballs und Liebhaber guter Musik die Nähe Fontanes zum Ballsport entdeckt. Und nur deshalb schufen sie ein Fontane-Lied, das inzwischen unwidersprochen zum deutschen Volksgut zählt, und für das sie Fontanes Vornamen zu ewigem Ruhm verhalfen. Ein Lied, in dem der Theodor sein halbes Leben glücklich und segensreich zwischen den Pfosten eines Fußballtores verbringt.
    https://www.youtube.com/watch?v=MzNMznOsXUc&spfreload=10
  • E. W. R. 04/10/2016 16:35

    Da Fontane erheblich früher gelebt hat als Erich Ribbeck, dürfte ein geheimer literarischer Verweis auf jenen relativ glücklosen Nationaltrainer, der sich aber immerhin benehmen konnte, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen sein, was natürlich sehr schade ist. Dass freilich ein älterer Stoff auf neuere Ereignisse übertragen werden kann, zeigt ja die erwähnte Geschichte von Delius und auch das Werk von Grass. Das trifft gewiss auch für die Johannesapokalypse zu, und wenn es nicht Christus ist, der die sieben Siegel öffnen wird, werden wir es gewiss selbst sein. Free Member: „Freedom’s just another word for nothing left to lose“.
  • Runzelkorn 04/10/2016 16:02

    Daß ein deutscher Fußballlehrer mal Einzug hält in die Klassik der deutschen Literatur, das hätte ich nie und nimmer geglaubt. Und nun ist es doch geschehen. Bei Peppi Gladiola ist das selbstredend natürlich eine Selbstverständlichkeit. Der wird in Spanien längst in einem Atemzug genannt mit Don Quijote. Klar! Aber dieser Erich, der es bei Dir sogar zum adeligen Herrn gebracht hat? Doch solchen Aufstieg hat Erich ja fast problemlos geschafft und auch verdient, denn immerhin ist er als Gentleman "Sir Erich" in die Geschichte des grünen Rasens eingegangen. Daß er im Gedicht mit Birnen handelt und nicht mit ledernen Hohlkörpern, das ist wohl dichterische Freiheit. Die Zitronen konnte er wohl gerade noch vermeiden. Und über die verfremdete, grüne Darstellung seines Lieblingsinstruments hat er es jetzt sogar in die deutsche Kunstszene geschafft. Das ist beneidenswert.
    Und auch die letzten beiden Zeilen Deines Textes weisen hin auf die Klassik der deutschen Literatur, auf jenes berühmte Buch nämlich, dessen sieben Siegel sich leider nicht öffnen lassen.
    Ich hätte Dir ja ein dickes Pro hiergelassen. Als "Freemember" jedoch ist mir das verwehrt!
  • E. W. R. 02/10/2016 11:18

    @ NaturPur22: Danke! HG E.
  • E. W. R. 02/10/2016 11:16

    @ Annamaria: Danke! HG E.
  • E. W. R. 02/10/2016 11:15

    @ Andreas: Eine Frage der gemeinsamen Bildungstradition ... hoffentlich reißt die nicht ab. HG E.
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