Wo kein Gras mehr wächst...
Eines Tages rückte die Strafkompanie nicht zur Arbeit aus, sondern hatte vor dem Block angetreten stehen zu bleiben. Der Blockführer Eckhardt befahl dem Blockältesten, bis zum Abend fünfzig Tote abzuliefern, weil Platz für Neuzugänge gebraucht werde. Der Capo Emil - ein bekannter Mörder mit grünem Winkel - fragte daraufhin die wartenden, ob jemand nicht mehr leben wolle. "Freiwillige hierher" ! Ich mache es schnell, sauber und ohne Schmerzen. Der erste war ein junger Bursche von sechzehn Jahren aus Prag. Er beugte sich über den Hocker und sagt sanft: "Capo mach es aber schnell" ...
Als ich Ende 1942 als Rekonvaleszent im HKB Häftlingskrankenbau) des Stammlagers lag, beobachtete ich durchs Fenster, wie Selektierte behandelt wurden. Plötzlich Lärm. Das bekannte Gebrüll der Capos, der gefürchtete Befehlston der SS. Ich gehe zum Fenster, Vor meinem Fenster ist der Stacheldrahtverhau. Zwischen Block und Draht ist nur wenig Platz. Da werden jetzt Menschen zusammen getrieben. SSler brüllen. Capos laufen geschäftig vor ihnen herum und schlagen mit ihren Knüppeln wahllos in die Masse der sich Zusammendrängenden. Sicher haben sie wieder die Muselmänner zusammengefangen. Das ist schon öfters geschehen. An solchen Tagen sucht der Rapportführer, wenn die Kommandos in der Früh ausmarschieren, alle die heraus, die ihm beim Marschieren auffallen, nicht mehr voll arbeitsfähig erscheinen. "Alles ausziehen" ! Jetzt müssen sie sich in der Kälte nackt ausziehen. Schreien und Schlagen hilft nach. Sicher wissen die meisten was mit ihnen geschehen wird. Jetzt sind sie alle ausgezogen. Armselige Gerippe. Ihre Nummern werden aufgeschrieben und sie werden in den Block hineingejagt. Ich höre Schritte und gedämpfte Stimmen auf dem Gang. Ich schaue hinaus. Nackt stehen sie jetzt hier in langen Reihen angetreten. Der Schreiben von unserem Block geht von einem zum anderen, vergleicht Name und Nummer - er hat die Karteikarten in der Hand - und schreibt jedem mit Tintenstift seine Häftlingsnummer auf die Brust. Die Leichen in Auschwitz haben die Nummer auf der Brust geschrieben. Die hier zählen schon als Leichen und Ordnung muss sein !!! (Ende 1942 waren noch nicht allen Häftlingen ihre Nummern eintätowiert worden). Wie sie mich anschauen, diese frierenden Skelette, als ob ich ihnen helfen könnte, als ob ich schuld wäre an dem, was jetzt kommen wird. Schnell mache ich die Tür wieder zu...
(Quelle: Menschen in Auschwitz von Hermann Langbein)
Urs V58 13/11/2016 23:30
Die Bearbeitung der Aufnahme könnte nicht passender sein .... Vielen Dank für den eindrücklichen Text!LG Urs
Mary.D. 13/11/2016 17:47
Dieses Foto paßt bestens zu der Geschichte der Greueltaten!LG Mary
Küster Petra 13/11/2016 12:33
Ein Foto aus bösen Zeiten... LG PetraJoachim Irelandeddie 13/11/2016 12:02
Eine grausame Geschichte und eine dunkle böse Zeit der Deutschen Geschichtelg eddie