Zug des Lebens
Das Eisenbahngleichnis von Erich Kästner
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug
und keiner weiß, wie weit.
Ein Nachbar schläft; ein andrer klagt;
ein Dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.
Wir packen aus, wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein.
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.
Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill.
Der Zug fährt langsam und hält still:
die Toten steigen aus.
Die erste Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr
Die Mehrheit sitzt auf Holz
Wir reisen alle im gleichen Zug
zur Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschenCoupé !
Stefan Abele 11/10/2010 17:48
Ein Gesammtkunstwerk! Gefällt!Tiefenrausch 15/03/2008 21:32
Die Bearbeitung find ich klasse-denn sie paßt wirlich hervorragend zu dem sehr nachdenklichen Gedicht von Erich Kästner.Servus vom Werner
Ziv 12/03/2008 21:44
Es gibt nur wenige Menschen, die sich die Bahn-Gleiseaus diese Nähe angeschaut haben,
für mich ist das Bild schon fast zu persönlich,
es kitzelt mich,
Gruß
Ziv