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Die Leningrader Krankheit …

Die Leningrader Krankheit …

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smokeonthewater


Premium (World), Berlin

Die Leningrader Krankheit …

… nannten die Menschen die Symptome des Verhungerns und Verdurstens, medizinisch als "Dystrophie" bezeichnet.

871 Tage lang – vom 8. September 1941 bis 27. Januar 1944 (heute vor 70 Jahren) – dauerte die Blockade der zweitgrößten sowjetischen Stadt.
Die Wehrmacht hatte alle Wasserleitungen und Kraftwerke zerstört und dann eine Barrikade um die Stadt herum gezogen.

Die Bevölkerung Leningrads (heute wieder Sankt Petersburg) wurde systematisch ausgehungert.
Nur über die Ostsee und den Ladogasee konnten unter Gefahren Nahrungsmittel eingeschmuggelt und Menschen herausgebracht werden.
Insgesamt starben über eine Million Menschen. Im kalten Februar 1942 waren es bis zu 4700 Tote täglich.

Dieses Video zeigt u.a. einen kurzen, zumutbaren Ausschnitt (6:37–7:38) aus dem Dokumentarfilm über die Kinder Leningrads,
den ich dort in voller Länge gesehen habe und der die Grenze des Erträglichen überschreitet:
http://www.youtube.com/watch?v=Ys-aouxWSvw
Auch dieser Zusammenschnitt ist sehenswert, unterlegt mit der eindringlichen "Leningrader Sinfonie" von Dmitri Schostakowitsch:
http://www.youtube.com/watch?v=NWg4gO7EGn0

1, 2, 9 – an der "Leningrader Krankheit" leidende Kinder
3, 4* – verletzte und verwaiste Kinder werden in Krankenhäusern betreut
5 – Mütter ernähren mit allen Mitteln ihre Kinder, sie entnehmen sogar auf Friedhöfen den Leichen Fleisch aus offenen Massengräbern
7* – Mutter und Kind, beide tot aufgefunden, nach Selbstmord aus Verzweiflung
8 – Schneeschmelzwasser im Rinnstein hilft über den Winter
6 – Fast so berühmt wie Anne Frank wurde Tanja Sawitschewa: Auf 8 Tagebuchseiten dokumentierte sie den Tod aller ihrer Angehörigen;
auf dem 9. Blatt steht: "Eine ist übrig: Tanja". Sie selbst starb ein halbes Jahr nach der Blockade im Alter von 14 Jahren.
10 – Der mittlerweile 95-jährige Daniil Granin, Chronist der Blockade, war heute Gast der Gedenkveranstaltung im Deutschen Bundestag.

* Diese beiden Fotos von Boris Kudojarow wurden 2013 als Lichtdrucke in der Berliner Galerie Bassenge für einen vierstelligen Betrag versteigert.

Comentarios 6

  • Foto-Nomade 28/01/2014 14:53

    Du bst wie immer aktuell - und das ist gut so.
    Ich sah die o. g. Veranstaltung an.
    Dein "Schiebebild" beeindruckt sicher nicht nur mich.
    ~
    Danke zu

    Auf die Wahrnehmung habe ich förmlich gewartet.
    :-)
  • irminsul 28/01/2014 10:15

    Ein furchtbares Geschehen - Geschichte eine längst vergangenen Zeit ? ? ?
    NEIN
    Sage mir nur ein Jahr seit 1945 - nur eins - wo nicht irgend wo in dieser Welt das gleiche passiert ....
    ... denn es ist egal ob dabei 200.000 oder 2000 Kinder
    sterben ...Die Menschheit hat noch immer nichts dazugelernt......
    Danke trotzdem fürs zeigen...
    LG Jörg
  • Hans Mentzschel 28/01/2014 9:37

    Eine tolle Doku! Eine furchtbare Zeit, die ich als Erstklässler so halb miterlebt habe. Ich sah Dresden brennen und Leipzig (meine Heimat)und bekomme heute noch Zustände, wenn irgendwo ein Sirenenalarm geübt wird.
    Danke und LG Hans Me.
  • DDA 28/01/2014 8:54

    Mich überkommt jedes mal wieder ein beklemmendes Gefühl, wenn ich mit diesem Schrecken konfrontiert werde. Im Museum der Streitkräfte in Moskau, dort war ich im letzten Sommer, wurde diese Zeit auch intensiv thematisiert und mir fiel es sehr schwer, sich dem zu stellen....

    VG
    Axel
  • Pacoli 28/01/2014 7:49

    Lieber Dieter,
    ist es nicht furchtbar, zu was Menschen fähig sind? Ich bin sicher, daß da einer dahinter steckt, der zusätzlich schürt! Wünsch Dir einen schönen Tag und LG
    Franz
  • Foto-Nomade 28/01/2014 0:31

    Du bst wie immer aktuell - und das ist gut so.
    Ich sah die o. g. Veranstaltung an.
    Dein "Schiebebild" beeindruckt sicher nicht nur mich.
    ~
    Danke zu

    Ach, Du auch ? :-)
    ~