Leben mit dem Braunkohletagebau: Das Aus für einen modernen Betrieb auf einem alten Gehöft?

Leben mit dem Braunkohletagebau: Das Aus für einen modernen Betrieb auf einem alten Gehöft?

Für den unerbittlich nach Westen vordringende Garzweiler wurde der Ort Otzenrath bereits zu einem erheblichen Teil vernichtet, im angrenzenden Spenrath wird die Zerstörung fortgesetzt. Ein Teil der Bauten ist bereits abgerissen, nur noch ein zwei handvoll Häuser sind 2005 bewohnt. 2006 soll die Autobahn A44 zwischen den Autobahnkreuzen Holz und Jackerath als bisherige Abbaugrenze fallen. Dann beginnt der Abbau des Feldes Garzweiler II. 2010 soll die Ortsgrenze von Spenrath erreicht werden.

Dieses altehrwürdige Gehöft am Ortsrand von Spenrath beleuchtet ein weiteres Problem, das durch Umsiedlung nicht gelöst werden kann. Es ist ein Betrieb mit modernster Technik und entsprechender Dimension. Solche Betriebe können praktisch nirgends in Deutschland einfach so neu geschaffen werden, die benötigten Ersatzflächen stehen nicht zur Verfügung. Einzelne Felder lassen sich zwar hier und da vom Tagebaubetreiber erwerben, aber nicht die Fläche, die ein Betrieb dieser Größenordnung benötigt. Es können keine brauchbaren Ersatzflächen gefunden werden, selbst nicht im agrarisch geprägten Mecklenburg-Vorpommern, wo die sandigen ertragsarmen Böden einen Hohn darstellen für jemanden, der bislang auf fruchtbarem Löß gewirtschaftet hat. Eine Umsiedlung würde praktisch die Aufgabe eines anderen großen Betriebes voraussetzen. Und so muss dieser Landwirt warten und mit ansehen, wie der Ort hinter ihm Haus um Haus dem Erdboden gleich gemacht wird. Er muss zurückbleiben in dem, was der Tagebau von seinem Ort übrig ließ, während seine ehemaligen Nachbarn im Umsiedlungsort ein neues Leben versuchen aufzubauen. Die Landwirte, einst eingebettet im Dorf, werden nun ausgegrenzt. Oder soll er selbst ganz aufgeben? Aber aufgeben mitten im produktiven Alter, einen florierenden Betrieb? Arbeitsplätze vernichten für die Kohle? Manche Betriebe wählen diese Option, der Tagebau beschleunigt den Strukturwandel in einer ausgeprägten Agrarregion.

(Aufnahme von Ende März 2005)

Ortsseitige Ansicht mit einem Teil des Gehöfts.