109-jähriges Arbeitstier

109-jähriges Arbeitstier

Die Loks 2 und 3 der Wendelsteinbahn haben beide über 100 Jahre auf dem Buckel, und sie sind dennoch (die Betonung liegt auf "noch"!) im täglichen Einsatz. Zwar werden die normalen Züge seit einigen Jahren mit den Beh 4/8-Triebwagen geführt, der Arbeiterzug am frühen Morgen ist jedoch das Refugium der "Alten".
Ich war zu Fotoaufnahmen für mein neues Buch (Bergbahnen) in Waching und hatte meine ersten Erfolgserlebnisse mit Rangierarbeiten vor dem Schuppen (genauer "ins-Licht-Fahren") und Werkstattbesuch hinter mir, als mich der Werkstattleiter und somit mein Betreuer wegen der Planungen für den folgenden Tag frug: Mit dem ersten Touristenzug hochfahren und im oberen Bereich fotografieren? Oder ob ich mit dem Arbeiterzug mit Altbauellok mitfahren wolle? Na klar, letzteres, wann fährt der? Die niederschmetterende Antwort für eine Nachteule wie mich: Punkt 7:00 Uhr! Autsch!! Aber da hilft ja alles nichts, DIE Chance bei Topwetter einen Oldie mit GmP auf der Strecke, also ja ...
Der Arbeiterzug bringt Handwerker wie z.B. Schreiner etc. auf den Berg, bei den dortigen Gebäuden ist immer was zu tun. Und die Getränke für den Berghof und alles anderes Lebenswichtiges. Der Lokführer, bei dem ich auf der Rückfahrt das Vergnügen hatte mitfahren zu dürfen, gab einiges Schmankerl aus der langen Geschichte der Bahn zum besten (ich hätte mitschreiben müssen ...). Am eindruckvollsten war die Schilderung, wann die Wendelstein-Bahner das wahre Ausmaß der Corona-Katastrophe erfassten: Sie mussten eines Tages - die Pandemie und der Lockdown hatten schon einige Wochen auf dem Buckel - tatsächlich Bierfässer wieder NACH UNTEN fahren. VOLLE Bierfässer! Unvorstellbar, DAS hatte es in 109 Jahren nicht gegeben!!! Aber das Haltbarkeitsdatum stand vor dem Ablauf, und wegschütten ging ja noch weniger.
Mein Fazit: Tolle Bahn, tolle Aussicht, tolle Menschen, unbedingt einen Besuch wert!