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Abgrenzung zur Normalität

Abgrenzung zur Normalität

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Klaus Tesching


Premium (World), hinter den sieben Bergen

Abgrenzung zur Normalität


Im 14. Jahrhundert, einer Zeit des unersättlichen Luxus und des überbordenden Reichtums, kam ein kurioser Trend auf: die Haltung exotischer Tiere als Schoßtiere. Diese Wesen, deren natürliche Heimat oft weit entfernte, unzugängliche Dschungel oder Savannen waren, wurden zum Statussymbol der Superreichen, die sich durch ihre extravagante Auswahl von der gewöhnlichen Adelsgesellschaft abheben wollten.

Diese Tiere, die von Lemuren über Giraffen bis hin zu Krokodilen und Pandas reichten, wurden mit größter Sorgfalt in prächtige Gewänder gekleidet und wie kostbare Juwelen behandelt. Berühmte Maler jener Zeit wurden beauftragt, diese Szenen für die Nachwelt festzuhalten. So entstanden Meisterwerke, die in prunkvollen Galerien ausgestellt wurden und die Bewunderung aller sicherstellten.

Doch die Realität hinter diesen Bildern war weniger glamourös. Nach zwei Wochen, in denen die exotischen Begleiter das Leben der Adeligen bereichern sollten, erwies sich der wahre Charakter dieser Tiere: Sie waren launisch, schwer zu bändigen und, offen gesagt, eine echte Belastung. Die einst so geliebten Haustiere wurden schnell zur Last und fanden sich bald auf der mittelalterlichen Autobahn wieder – ausgesetzt und sich selbst überlassen.

Ironischerweise sahen die adeligen Damen, die mit solch exotischen Geschöpfen posierten, keine Ironie in ihren Handlungen. Die Tiere, die sie als ultimativen Luxus betrachteten, waren nun eine Plage, die sie ohne einen zweiten Gedanken loswurden. Diese kunstvollen Porträts, die sie stolz in ihren Hallen zur Schau stellten, erzählten eine ganz andere Geschichte: die von der Launenhaftigkeit des Reichtums und der Flüchtigkeit des Status.

Ein Kritiker jener Zeit fasste es treffend zusammen: „In einer Welt, in der Reichtum und Überfluss regieren, scheint es, dass der wahre Luxus darin besteht, zu zeigen, wie wenig man die Natur versteht und wie sehr man bereit ist, sie zu missbrauchen, um den eigenen Eitelkeiten zu frönen.“

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