Adlernebel M16 mit Säulen der Schöpfung

Adlernebel M16 mit Säulen der Schöpfung

Der 7000 Lichtjahre entfernte Adlernebel M16 gelangte 1995 durch eine spektakuläre Hubble-Aufnahme zu größerer Bekanntheit: In seinem Innern verbergen sich die ''pillars of creation'', zu Deutsch ''Säulen der Schöpfung'', knapp 10 Lichtjahre lange, dunkle Säulen aus Silikat, Kohlenstoff und all den anderen Stoffen, aus denen auch unsere Umgebung und wir selbst bestehen. Die tiefen Temperaturen erlaubten es dem Nebel, sich zunächst einmal so weit zu verdichten, dass diese Säulen durch Reibung weiter Drehimpuls verlieren. Daraufhin ziehen sich massereiche, Gebiete lokal noch weiter zusammen, sodass durch die Reibungswärme Sterne zünden. Langsam wandern diese Sterne aus den dunklen Säulen heraus, teils noch eingebettet in den Kokon ihrer Entstehung und sammeln sich zu einem Sternhaufen. Die bizarren Säulenformen waren viele Jahre jenseits der Reichweite der meisten Amateurteleskope. Um so mehr freut es mich, Euch diese Aufnahme geben zu können, die Ende Mai 2011 in Namibia auf der Hakos-Farm im Vehrenberg-Observatorium am 7-Zoll ED-Refraktor bei f/9 entstand. CCD-Kühlkamera QSI583ws, ambient 10°C, Chip -25°C, 2x2 Binning, belichtet wurden insgesamt 123x30s Ha L R G, jedoch kein Blau. In Verbindung mit dem Refraktor ergeben sich blaue Ringe, daher ist dies - Ihr hättet es kaum gemerkt - eine Falschfarbaufnahme mit Farbmigration: Den Farben LHaRG wurde LRGB zugewiesen. Trotz dieses Kunstgriffs kommt die Aufnahme einem Echtfarb-Eindruck nahe, nur ohne die störenden, blauen Ringe um die Sterne. Der große Tonwert-Umfang - Ihr kennt es schon von mir - wurde mit logarithmischer Skalierung und Digital Development Process (log DDP) auf Augenmaß reduziert, so passt alles in ein Bild und weder die Lichter noch die Schatten brennen aus.

Es ist irgendwie ein tolles Gefühl, mit der Original-Nachführung von Dr. Hans Vehrenberg zu arbeiten und ein solches Ergebnis mitzubringen. Dazu gibt es die Geschichten von Walter Straube, wie es damals zuging. Eine geniale Idee, ein zum Weiden eher untaugliches Land in eine Astrofarm zu verwandeln, und das ging so: Dr. Vehrenberg soll damals gesagt haben, es sei doch sehr beschwerlich dort oben auf dem Gamsberg, und der Himmel auf der Farm, damals die benachbarte Farm Hohenheim, kaum schlechter. Dr. Vehrenberg fragte also um Erlaubnis, seine eigenen Instrumente auf der Farm aufbauen zu können. Damit war die Idee der Astrofarm geboren. Walter kaufte Hakos, baute die neue Farm zur Astrofarm aus und verpachtete Hohenheim an einen Viehzüchter. Viele Jahre später konnte er Dr. Elsässer, Direktor der damals noch bestehenden Profisternwarte auf dem Gamsberg fragen, die inzwischen ungenutzte Montierung abzubauen und auf die Farm zu bringen. Viele regen sich auf, weil sie nicht wissen, wo sie da ihren Autoguider anstöpseln können, ich muss sagen, es geht auch ohne. Die Montierung läuft immer noch tadellos.

Ich habe hier Dr. Vehrenbergs Atlas der schönsten Himmelsobjekte von 1985 vorliegen. Auf Seite 189 gibt es ein Übersichtsbild und auf Seite 200 eine Aufnahme mit dem 200-Zoll Hale Teleskop aus den 60ern. Die Bilder zeigen ähnlich viele Details; damit wird ein Kindheitstraum wahr, denn vor 30 Jahren wollten wir Spitzbuben doch irgendwann einmal gerne Aufnahmen wie (dereinst) auf Mount Wilson und Mount Palomar produzieren. Das ist heute tatsächlich möglich! Natürlich nutzt man heute dort ebenfalls bessere Kameras.

siehe auch
http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/1995/44 http://apod.nasa.gov/apod/ap100328.html http://apod.nasa.gov/apod/ap080719.html http://de.wikipedia.org/wiki/Adlernebel http://www.starobserver.org/ap100328.html http://palomarskies.blogspot.com/2010/05/astrophoto-friday-m16-eagle-nebula.html http://www.hakos-astrofarm.com/gb_elsasser_d.htm