Der andere Rhythmus
Der andere Rhythmus
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Oder auch: 2 Stunden im März.
Seitdem ich Nachtlandschaftsfotografie betreibe, ticke ich nen büschen anders, als andere Menschen. Hmmm, vielleicht war das schon vorher so, aber irgendwie ANDERS anders und es ist mir auch nie aufgefallen. Egal! Also, seit ich mir die Nächte zwecks Lichtfanges um die Ohren schlage, kennt mein soziales Umfeld schon diesen Wechsel zwischen quietsch fidel und mausetot, zwischen Not-AUS- und Not-AN-Knopf, zwischen glühenden Leitungen und totalem Systemversagen. Das ist für andere Menschen vielleicht ein ganz klein wenig skurril, es ist aber dennoch allein durch den Kontakt zu mir und mittels Beobachtung leicht nachvollziehbar. Entweder so oder so!
Etwas schwieriger zu vermitteln ist da schon die direkte Abhängigkeit von den Mondphasen, wobei mich die Vollmondphasen eher nicht aus der Reserve locken (ich bin also kein Werwolf – bin ich selbst ganz froh drum). Ich brauche es dunkel – also Neumondphase. Seit ich die Sterne fotografiere, werden Termine gemeinhin so gelegt, dass mir möglichst keine fotorelevante Nacht entgehen kann und ich sowohl Vorbereitungs- als auch Regenerationszeit habe – also, Termine nur in der Vollmondphase, aber das auch nur im Sommer. Soweit klar?
Es gibt da einfach Zeitfenster, in denen Gestalten wie ich aktiv werden. Ich bin froh und glücklich, wenn ich von Februar bis September jeweils nur ein Bild der Milchstraße schießen kann – also so ca. 8 Aufnahmen. Das ist mein Ziel. Bisher hat das auch recht gut geklappt, aber der März 2023 war ein richtiger Problemfall. Wenn schon der Regen nicht mit Druck vom Himmel kam, wurden die Wolken doch mit Schmackes vorangetrieben. Manchmal ergoss sich das Nass auch gleich waagerecht und linienförmig über mein bedrücktes Gemüt.
Die pure Verzweiflung trieb mich dann eines Nachts in die Landschaft, obwohl wechselnde Bewölkung und mäßiger Wind vorhergesagt waren. Jedoch hatte keine Prognose die komplette Wolkendecke und die 8 Windstärken vorhergesehen, die mich schlussendlich zum Abbruch zwangen.
Erst für die allerletzte Nacht, die im März noch für die Milchstraßenfotografie geeignet war (wegen des zunehmenden Mondes), gab es wettermodellübergreifend die Hoffnung auf exakt 2 Stunden klaren Himmel. Die galt es, zu nutzen und ich bin so froh, dass es geklappt hat. Nervenaufreibende Punktlandung – das ist so bekloppt!
Das Bild ist eine Montage aus Material einer Nacht bzw. dem folgenden Morgen. Dabei lagen die Aufnahmestandorte nur wenige Meter auseinander, allerdings bei 180°-Drehung der Kamera.
nachgeführt | gestapelt | Montage | Panorama
(TRACKED | STACKED | COMPOSITION | PANORAMA)
Boden (28.03.2023)
Kamera: Canon EOS 77D
ISO 200 • n=f/8 • 5“
Panorama • 1 Reihe • 4 Einzelbilder • Hochformat
Objektiv: Sigma ZOOM-MASTER 35–70mm f/2,8 @ 35mm
Himmel (28.03.2023)
Kamera: Canon EOS 77D
ISO 3200 • n=f/4 • 60“ (nachgeführt)
Panorama • 1 Reihe • 5 Frames • je 5 Bilder pro Frame (gestapelt) • Hochformat
Objektiv: Sigma ZOOM-MASTER 35–70mm f/2,8 @ 35mm
Nachführung:
Omegon Minitrack LX3
Bearbeitung:
PTGui • Photoshop
Heiko Schulz 23/04/2023 17:01
Mag ja verrückt sein, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen. Das Bild ist der Beweis dafür, dass es sich lohnt. :-)Gratulation zur Bilderinspiration.
LG Heiko
Martin Th. Hermann 23/04/2023 10:18
Klasse gemacht!Herzlichen Glückwunsch zur Sonntagsinspiration!
HG Martin
Martin-X 07/04/2023 9:57
Einfach sehr schön!LG Martin
Dieter Golland 06/04/2023 21:24
Die Mühe hat sich gelohnt. Beeindruckende Arbeit.(Von jemanden der auch nur Nachts fotografiert.)
Gruß Dieter