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Einzelportrait MINOLTA Rokkor MC 200mm 1:4  Freihandfoto

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Stefan Leukel


Free Account, Nordrhein Westfalen

Einzelportrait MINOLTA Rokkor MC 200mm 1:4 Freihandfoto

Mit der Lok in die Freiheit

Etwa einen Monat nach Bestehen des KZ-Außenpostens Schwerte-Ost, am 12. Mai 1944, wagte der reichsdeutsche Schutzhäftling Alois Kottysch aus Gleiwitz das lebensgefährliche "Unternehmen Freiheit". Vier Tage später, am 16. Mai, wurde er wieder gefasst. "Auf seiner Flucht hat er keine Diebstähle begangen", vermerkte die Kommandantur des KZ Buchenwald am 24. Juni. "Lagerbestrafung ist einzureichen."

Der "Vorzugshäftling" Kottysch war im Reichsbahn-Ausbesserungswerk als sogenannter "Kapo" eingesetzt, d.h., er hatte nach eigenen Angaben gegenüber der Politischen Abteilung des KZ Buchenwald während seiner Vernehmung "im Betrieb für Ordnung zu sorgen und auf die anderen Häftlinge aufzupassen." Der Schutzhäftling Nr. 607 konnte sich während der Nachtschicht - er hatte sich um 37 Häftlinge zu kümmern - unbemerkt durch einen Seiteneingang aus der Halle entfernen und gelangte von dort in den Hof. Vom Hof aus lief er zu Güterbahnhof. Dort stieg über die Gleise, lief an der Bahnstrecke entlang "in der Absicht, nach Buchenwald zu gelangen und dort über die Verhältnisse im Kommando Schwerte zu berichten".

Der "Kapo" war nach Angaben von John beim Ausrücken zur Arbeit mit der gestreiften Hose und der umgeänderten polnischen Militärjacke bekleidet. "Er ist im Besitz einer schwarzen Hosen gewesen, die in der Unterkunft nicht mehr auffindbar ist. Wahrscheinlich hat er sie unter der gestreiften Hose getragen. Seine Fußbekleidung bestand aus Halbschuhen."

Aus der Vernehmung des "Kapos" durch die Politische Abteilung ergibt sich darüber hinaus ein genaueres Bild der Werkshalle bzw. der Bewachung der Häftlinge: Das Vorfeld der eigentlichen Lokhalle im AW war mit Zeltbahnen begrenzt, so dass links und rechts kleine Gänge entstanden waren. Der Hallenteil, der als Arbeitsteil der Häftlinge galt, war vom anderen Teil der Halle durch einen von Posten bewachten Schienenstrang begrenzt. An der Einfahrt für die Lokomotiven befanden sich in den großen Schiebetüren kleine Durchgangstüren. Hinter einer Zeltwand in der linken Hallenecke nahmen die Zivilarbeiter ihre Mahlzeiten ein. Dort stand, ebenso wie in der rechten Ecke, immer ein Wachtposten.

Der russische Schutzhäftling Gawriel Ponedelnik, Häftlingsnummer 7691, wurde am 24. Mai, zwei Tage nach seiner Flucht am 22. Mai, wiederergriffen. Er erhielt Arrest, einen Fluchtpunkt und wurde dem Strafkommando Gärtnerei zugeteilt. Ponedelnik war nach den Ergebnissen der Verhandlung in Buchenwald seit dem 10. Juni 1942 als russischer Zivilarbeiter in Deutschland. In Paderborn arbeitete er "in einer Lokomotivfabrik" und da es ihm dort "nicht gefiel, flüchtete er in der Absicht", woanders Arbeit zu finden. Wegen dieser Flucht wurde er am 3. Juli 1942 in Torgau verhaftet und am 23. Juli in das KZ Buchenwald eingeliefert. Von dort aus wurde er im Mai 1944 zum Außenkommando Schwerte verlegt.


Er schildert seine Flucht wie folgt: "Am Fluchttag arbeiteten wir (Ponedelnik und sein Arbeitskollege Petrow, der Verf.) an einer Lokomotive, die hinter der Lokomotivhalle stand...Wir mussten im Innern der Lok Rost abkratzen, konnten deshalb auch von niemandem gesehen werden. Eine direkte Bewachung war nicht bei uns. Wohl stand ein Posten in der Tür, die zur Lokhalle führte. Der Posten hatte aber wahrscheinlich den Auftrag, die ein- und ausgehenden Zivilisten zu kontrollieren...Gegen vier Uhr nachmittags wurde die Lok, in der wir arbeiteten, durch eine andere abgeschleppt und etwa 30 m weitergefahren. Nachdem die zu reparierende Lok wieder abgehängt war und die andere wieder davonfuhr, stiegen wir aus...Die Flucht traten wir dann mit unseren Arbeitskleidern an, die mit keinerlei Markierung oder Nummern versehen waren." Tagsüber versteckten sie sich bis zur Nacht am Abstellplatz der Güterwagen in einem Bremserhäuschen eines Zuges. Gegen 23 Uhr bestiegen sie eine abfahrende Lokomotive und fuhren damit bis etwa 15 Kilometer vor Paderborn. Bei einem Stopp trennte sich Petrow von Ponedelnik, der allein nach Paderborn weiterfuhr. In Paderborn suchte er seinen früheren Arbeitsplatz auf, wo er einige Stunden später verhaftet wurde.



Monat für Monat musste Lagerkommandant John aus Schwerte geflohene Häftlinge ans Stammlager Buchenwald melden. Insbesondere gegen Kriegsende stieg die Zahl der Fluchten sprunghaft. Bei dem Rücktransport am 11. Dezember 1944 vom Kommando Schwerte nach Buchenwald kam es zu einer Massenflucht von zehn Gefangenen: Wasil Fedorow, Wladimir Orlow, Konstantin Below, Iwan Djatkow, Nikolaj Owtscharenko, Grigorij Krochmalew, Wassilj Korobow, Leonid Baranow, Iwan Jakowlew, Alexej Jurtschenko. Zu diesem Zeitpunkt was das Schwerter Kommando, wie aus der Fluchtmeldung hervorgeht, bereits aufgelöst.



Mit dem Vormarsch der alliierten Armeen erhöhte sich für die Häftlinge die Aussicht, in einem Versteck das Kriegsende abzuwarten. Allerdings blieben Fluchten in jedem Falle lebensgefährlich.

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