Gesichter Indonesiens (3)

Gesichter Indonesiens (3)

Die alte Frau aus der Volksgruppe der Ngada saß im Dorf Luba (Flores, Indonesien) vor ihrer Hütte und kaute, wie üblich, Betel.

Bei den Ngada arbeiten Frauen und Männer gemeinsam auf den Feldern. Männer übernehmen dabei Arbeiten, die größere Kraft erfordern, während das Wasserholen fast ausschließlich Frauenarbeit ist. Dabei tragen die Frauen oft 20-30 l Wasser in Kanistern steile Pfade zu den Dörfern hinauf.

Im Leben der Ngada spielt die Zugehörigkeit zu Klans sowie ein dreistufiges Rangsystem eine große Rolle.
Mitglieder eines Klans gehen auf ein gemeinsames Ahnenpaar zurück, das im Dorf durch ngadhu und bhaga Symbole verehrt wird. Sie sind zu gegenseitiger Arbeitsleistung verpflichtet. Die Klans sind auch die Landbesitzer. Jedem Klanmitglied stehen festgelegte Nutzungsrechte zu.

Im dreistufigen Rangsystem nehmen die Mitglieder der höchsten Statusgruppe wichtige Funktionen bei der Vergabe von Landnutzungsrechten und auch bei rituellen Handlungen ein. Die beiden unteren Ränge haben abgestuft weniger bis keine Rechte innerhalb der Sozialstruktur. Angehörige von Stämmen außerhalb der Ngada gelten als grundsätzlich niederrangig. Anders als in anderen Kastensystemen stehen den Mitgliedern aller drei Ränge in Indonesien heute aber alle Möglichkeiten des beruflichen Aufstiegs durch Bildung und Arbeit offen. Die Konsequenzen der Rangzugehörigkeit werden besonders deutlich im Zusammenhang mit der Eheschließung.

Ein Kind bekommt durch Geburt die Rangzugehörigkeit der Mutter. Dies trifft im obersten Rang allerdings nur zu, wenn beide Partner diesem Rang angehören. Insbesondere bei Frauen aus dem obersten Rang wurde eine Beziehung zu einem Mann der unteren Ränge noch bis in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts mit dem Tode beider Partner bestraft. Auch heute noch wird das entsprechende Paar aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen und sozial geächtet.

Neben der Weitergabe der Rangzugehörigkeit werden bei den Ngada auch Land und Häuser in mütterlicher Linie weitergegeben. Somit kann ein Mann nur durch eine Ehe mit einer Frau Landnutzungs- und Wohnrechte erwerben. Unverheiratete Männer wohnen im Haus der Mutter. Nach ihrer Heirat ziehen sie ins Haus der Frau und bestellen deren Land.

Quelle: http://passagetoindonesia.com/files/Flores---Symbolism,-kinship-and-social-practice-in-the-Ngada.pdf