Hl. BimmBamm, steh mir bei ...
... seufzte Leopold, als er sich von der Seite her in Richtung Dom bewegte. Ihm wurde mulmig bei dem Gedanken, dass er gleich zu Pater Köbes in den Beichtstuhl musste, denn er hatte beschlossen, reinen Tisch zu machen, und zwar den ganz reinen.
**Dass er diese alten Familienrezepte stibitzt hatte, war ja eigentlich nur so was wie ein Kavaliersdelikt, das konnte ihm nur wenig schaden. Aber er war forsch auch ans Eingemachte gegangen und hatte bei den Spitzenköchen eine Idee abgekupfert, mit der sie kurz darauf in die Produktion gehen wollten, nachdem sie sie erfolgreich beim Patentamt angemeldet hatten. Doch Leopold war ihnen zuvorgekommen. Und in nur kurzer Zeit waren seine geklauten Negerküsse weltweit zu einem dicken Kassenschlager geworden, was sein Säckel ordentlich gefüllt hatte.
All das konnte ihm nun zum Verhängnis werden.
Da half es ihm auch nicht, dass er die Negerküsse flugs und bauernschlau in Mohrenköpfe umgetauft hatte.**
Gerade gestern noch hatte Leopold einen Termin mit dem Marketingleiter gehabt wegen der Sonder-Kollektion für das Oktoberfest. Er hatte sogar seinen Freund Jaboah dazu überreden können, bei der großen Werbekampagne als Model mitzuwirken.
Das alles war nun hinfällig, denn Leopold konnte und wollte so nicht weitermachen. Der Albtraum in der letzten Nacht hatte ihm gezeigt, dass nur Ehrlichkeit und Redlichkeit der Schlüssel zum Glück sein können. Er wollte wieder das Vorbild für alle Hartbrandwichtel sein, das er immer war, bevor er in diese unselige Geschichte geriet.
Doch wie sollte er das anstellen?
**Vielleicht würde ihn ja das Lichtlein, das er in seinem geliebten Kölner Dom anzuzünden gedachte, erleuchten und ihm so aus der Patsche helfen können. Und Pater Köbes in seinem Beichtstuhl würde ihm ganz sicher freundlich gesinnt sein. Waren doch die Negerküsse des Paters Lieblingsleckerei, weshalb er einen Karton davon immer auch in seinen Beichtstuhl mitnahm. Der „Schmatzende Beichtstuhl“ war inzwischen bei den Gläubigen des ganzen Landes beliebt, weil die Negerküsse den Beichtvater stets milde stimmten. Leopold würde das nicht anders ergehen und so beschloss er, dem Pater später kostenlos eine Bollerwagenladung seiner süßen Spezialität zukommen zu lassen.**
Hauptsache, der Pater würde ihn von seinen Sünden freisprechen und ihm einen Rat geben, wie er sein Vermögen einem guten Zweck zuführen könnte.
An den Wichtelhänden sollten jedenfalls fürderhin weder Schaum noch Schokolade kleben ...
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Ein besonderer Dank gilt dem geschätzten Literaten Runzelkorn
, der zu dieser Folge der Geschichte zwei Passagen beitrug, die ich nur geringfügig geändert und als **Zitat** gekennzeichnet habe.
Was bisher noch niemand wissen konnte, ist aber, dass die Abenteuer des Hartbrandwichtels Leopold das Mittelstück einer anderen Wichtelgeschichte sind. Daher musste ich das Kerlchen wieder (halbwegs) auf den Pfad der Tugend zurück bringen, auch wenn es schmerzen mag,
dass er sich dem süßen Leben nicht weiterhin ausschweifend hingeben kann.
LIEBE HARTBRANDWICHTELFREUNDE,
es wäre schön, wenn ihr jetzt noch ein paar Tipps hättet, was man mit Leopolds durch Lug und Trug erworbenem Reichtum Sinnvolles anstellen könnte.
Das unrechtmäßig erworbene Geld muss irgendwie weg ... damit er wieder reinen Herzens sein kann!
:-)
Klacky 15/09/2019 18:27
Der HBW verzoch sich vorerst mal aus der Kölner Gegend und verschwand.So sehr man auch suchte, man fand ihn nicht, denn er war echt wech.
Also nicht sooo ganz, aber wo man ihn suchte, war er nicht, das war, fast naturgemäß beiderseits des Rheins, da hätte ich ihn auch gesucht.
Aber clever wie er ist, hatte er sich mit seinem Geldsäckel rechzrheinisch in die Büsche und Berge verzogen und war eine Weile getapert, bis er an eine große Lichtung kam. Die Lichtung war schon sehr groß, größer als eine normale Lichtung, wo Rehlein standen und Häslein die Nasen rümpften oder ab und zu ein Hürsch röhrte. Und da war Wasser. Und ein Hafen, und von so was hatte der HBW nun wieder Dunst, denn Wasser war seine zweite Heimat, wie Ihr aus vorhergegeangenen Erzählungen wißt. Leo war aus- und nicht eingebildeter Matrose mit eigenem Seesack und Seemannsbuch.
Er hatte den Kapitänen so oft über die Schulter geschaut, daß er das Metjeh aus dem FF beherrschte, so zumindest glaubte er. Zumal er auch was von Haien verstand, den Shang-Haien und vom Kielholen und so.
Jäh durchzuckte ihn ein Gedanken, ein Geschäfzmodell formte sich in seinem Kopp, nahm Gestalt an und Platz ein. Leo ging runter zum Hafen, wo eine kleine Gesellschaft noch vom Frühschoppen rumhing, mehr besoffen als sonst was, die Frauens eher beschwipst, besonders eine Frau M. aus A. fiel ihm durch ihr nicht endenwolllendes Geplapper auf, aber Leo ließ sich nicht beirren.
Der ging rüber zum Hafenmeister, knallte seinen Gelsäckel aufen Tisch und sachte mit bestimmtem Ton:
"Ein Schiff muß her!"
Der Hafenmeister fuhr erschreckt auf aus seinem Dusel, rieb sich die Augen und lauschte den Ausführung des kleinen Zwerges. Leo laberte eine Stunde und unterbreitete dem HM sein Geschäfzmodell, der HM nickte nur noch und dann final, als Leo ihm die Stelle eines Maats auf der QUEEN CHARITY GOSPEL SHIP anbot. Für fümpf Golddukaten pro Monat, denn endlich kännte er seiner Ollen das güldene Ohrgehönge besorgen, mit dem sie ihn immer vor Weihnacht vollnölte, das sie dank seiner eternen Klammheit aber nie bekam.
Das war in den nächsten Tagen ein Gewusel und Gewerke im Hafen, als ein Dampfer umgerüstet und -gepinselt wurde. Dann, vier Tage und Nächte später lach sie ihm Hafen, die
KWIEHN SCHÄRITY GOSPEL SCHIPP,
blendend weiß mit roten Schaufeln, denn sie war ein Schaufelraddampfer. Leo hatte was Außergewöhnliches haben wollen und auch bekommen. Die Schrift prangte in falschen aber toll güldenen Lettern linx und rechs am Bug. Leo und Theo, der HM, waren stolz wie Graf Rotz.
Fleier waren mittlerweile auch gedruckt zogar ein Schild gemalt beim lokalen Schildermaler, das stand an der Anlegestelle und rief kwasi laut
GET ON BOARD!.
Dazu lief in der Lausprecheranlage der Gospel
GET ON BOARD LITTLE CHILDEN THERE IS RUHM FOR MENY A MOHR.
Dazu gab es rhythmysches Geklatsche von Brownie und Schoki, die Leo noch flux engagiert hatte.
Und Loite, Ihr werdet es nicht glauben, binnen Tagen hatte sich das rumgesprochen, und bei jeder Abfahrt war das Schiff proppevoll, ausgebucht bis zum letzten Platz.
Die Rundfahr auf der Bigge mit Halt an ner Pommesbude für Pommes rotweiß dauerte nur wenige Stunden, meist zu kurz, dann kam die nächste Ladung dran.
Die Preise waren moderat, denn Leo mußte ja was von dem göttlichen Geld loswerden, um seine überirdischen Schulden zu begleichen.
An Bord gab es ein Nonstopunterhaltunxprogramm mit Gospeln und Urwaldtänzen, choreografiert und einstudiert von Bronie und Schoki mit viel Arschgewackle, Klatschen, Drehungen und Gestampfe. Das einst so sauerländische Volk machte begeistert mit und wurde so pö a pö süßlandisch.
Was man allderdings nicht oder kaum sah, was das zweite Schiff, das Leo von dem Geld gekauft hatte, die PRINZ OF LISTER. Es kamen Gerüchte auf, das sei nur nachts unterwex, ohne Schaufelrad und auf Schleichfahrt wie ein Geisterschiff. Mit Vorhängen zu und so.
Hinter den Vorhängen schimmere gedämpfetes Licht, rot. Dort solle sich um Mitternacht und danach so einiges ereignen. Ein Negerhäuptling von O. und seine Markise seien die Hauptattraktion auf der Bühne alldorten. Verräuchert sei alles und es gebe separate Kabinen und so. Aber nichts Genaues erfuhr man nicht, wenn immer wenn die Talsperrenpolizei ihre Runden drehte, blieb der See spiegelglatt ...
Mira Culix 15/09/2019 16:59
Ich seh ja schwarz hinsichtlich der Absolution, nicht nur wegen der Mohrenköpfe.Wenn er auch noch die Sache mit dem Wachtturm beichten muss, gerät er auf gaaaaaaaanz dünnes Eis! Dann hat er sich ja allein für schnöden Mammon als nicht rechtgläubig hingestellt. Ich glaube, der ist die nächsten Tage mal erst mit Rosenkranzbeten beschäftigt, Almosen muss er natürlich auch reichlich geben, aber vermutlich wird er noch zu einer Wallfahrt verdonnert, einmal zu Fuß von Köln zum Kompostjakob oder so.
Klacky 15/09/2019 16:24
Der HB-Wichtel stand da so vorm Dom und kratzte sich am Kopp, wie immer in Lagen, wo er nicht weiterwußte, denn so schürfte er den Gedankenschutz ab, der ihn vor der heiligen Inspiration bewahrte und das Eindringen höherwertiger Gedankenblitze verhinderte. Das stimmte zwar alles so nicht, aber das war seine ihm eigene, in sich stimmige Logik.Er stellte sich zwei Maxime auf, denen er folgen würde, also zwei Prioritäten, die seinen Weg fürderhin, zumindest in den nächsten paar Tagen bestimmen sollten, und das waren
1. Geldvermehrung
und
2. Tugend
Geld brauchte er, denn er hatte durch fleißiges Umschauen und Teilhabe an der Gesellschaft gesehen, daß es ohne nicht ging, und er wollte keiner von den jungen oder älteren Schluris sein, die sich nur vergnügten und nicht an Altersvorsorge dachten, und dan, wenn alt, der Gesellschaft durch Harz 4 oder 5 oder 6 auf der Tasche lagen. Er wollte später mal ausgesorgt haben mit genuch aufem Konto, um sich selbst mal das eine oder andere zu gönnen und auch dem einen oder anderen Bedürftnisträger was zuzustecken, vielleicht sogar das eine oder andere Scheinchen. Er würde dann Fliege tragen und als "Die Gönnerfliege vonner Domplatte" bekannt und berühmt werden. Man würde ihm schon zeitlebens ein Denkmal bauen, so in der Größe von dem Reiter an der Eisenbahnbrücke, nicht viel größer und kleiner als der Dom, denn Aufschnitt lag ihm nicht, nein, er war kein Aufschneider.
Damit war das Thema Tugend für den HBW abgehakt.
Weiter im Programm, Geld kam als nächstes.
Aber woher? Na von den Leuten natürlich, aber wie?
Ihm viel was ein. Am besten wäre es, er stünde ganz still, und das Geld käme zu ihm.
Er schaute sich um.
Da waren Bettler, aber das ging gegen seine Ehre.
Da waren Straßenmusikanten, aber er konnte nur Darmflöte spielen, das brachte nix ein.
Da waren Jonglöre, aber er war da zu klein für.
Da waren Zauberer, aber er hatte weder einen Hasen noch Spielkarten noch Jungfrau.
Da waren die adretten Mädeln und Jungs mit dem Wachturn.
Hoireka!
Ja, genau, das war's!
Aber wie genau ging das vor sich?
Er schaute eine Weile zu, dann hatte er es gerafft.
Wachturm inne Hand, ernst kucken und Geld scheffeln.
Er marschierte bzw. trippelte rüber zu sonem Pärchen und erzählte ihnen einen vom Pferd und den Owambos, vorher hatte er sich noch mit schwarzer Schuhkrem eingeowambot. Mit leicht negrös verstellter Stimme bzw. so einem Urwalddialekt laberte er die Görls fast funnsich, egal, sie gaben ihm einen Wachturm für umsonst.
Das war schonmal der erste Schritt.
Denn stiefelte er in den Bahnhof zum Kopierer und kopierte das Deckblatt, auf dem ein Löwe, dem ein Mädchen den Kopp streichelte, abgebildet war. Fuffzichmal. Das sah schön dick aus und nach vielen Wachtürmern.
Mit diesem Packen marschierte er wieder raus aus dem Bahnhof und stellte sich auf der Domplatte auf, aufpassend, daß die Jehovagörls ihn nicht direkt sahen.
Die Zipfelmütze nahm er ab, krempelte sie ein wenig um und stellte sie mit der Öffnung nach oben für recht viel Geld vor sich. Dazu legte er zwei Zettel und schrieb auf den einen
MÜNZEN
und auf den anderen
SCHEINE BITTE GROSS UND HIER
darauf.
Dann harrte er der Dinge.
Derweil brannte ihm die Sonne auf's Hirn, was wo er nicht gewohnt war, denn er hatte sonst ja immer die Zipfelmütze aufem Kopp.
Aber es mußte sein.
So stand er und stand ...
Tekla-Maria 15/09/2019 14:51
der liebe Gott wird ihm verzeihen - und der Pater ist sicher bestechlich ;-)bei "Schokoküssen" sündigt schließlich jeder.....
LG Tekla
crazy ducks 15/09/2019 13:01
Letzte Nacht?Das war kein Albtraum, das war reale Realität, die Sache mit Brownie und Schoki.
Aber dem oder denen ist der kleine Wicht wohl nicht gewachsen, wie es scheint.
Leicht überfordert, aber hier dicke Lippe und einen auf Owumba machen.
Muß nur aufpassen, dass wir ihm nicht die Show verderben, wenn er auftritt.
Ein einziger Curarepfeil, und er ist hin!
Und Maisbier gibt es dann auch nicht mehr.
Quak!
Bert Dago
Erster und letzter Bürgermeister von Entenhausen
Runzelkorn 15/09/2019 12:37
Pfad der Tugend - weißichnich wattdattis!´ne Straße in Köln vielleicht??