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Ich bin ein kaputtes Maedchen

Ich bin ein kaputtes Maedchen

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Ich bin ein kaputtes Maedchen

Ich habe mein Zimmer kaputt geschlagen und Papier von meinen Wänden gerissen. Ich habe so fest gerissen, dass meine kurzen Fingernägel schmerzhaft abbrachen. Ich habe meinen Kopf in gelbe Mülltüten gepackt und habe zusammen sinkende Liebe unter mein Bett gekehrt.
Ich habe leblos gespielt und mich dann in der Toilette eingeschlossen. Meine Luft hat Pause gemacht und warmen Mut getrunken und ich war so still, weil die Geräusche meinen Willen betäubten. Ich habe dann meinen Arm aufgeritzt und so getan, als würde ich im Spiegel weiße Wand anstatt eine Lüge anspucken.
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Das Maedchen ist Nichtschwimmerin. Warum genau weiß sie nicht. Sie weiß nur, dass ihre Mutter keine Lust hatte mit auf ihre Einschulung zu gehen. Sie hatte übrigens auch keine Lust sie auf die Welt zu bringen. Was das Maedchen weiß, ist das sie nachdem sie sich beigebracht hatte Gedanken zu fassen zwei Stunden brauchte um in einer Regenpfütze zu entstehen. Sie hat die Welt mit einem Netz aus Furcht und Faszination gefangen.
Sie hat dreimal gegen eine alte Stahltür geklopft um dem dumpfen Geräusch zu lauschen und anschließend Geschichten aus den Klängen in ihrer Erinnerung zu weben.
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Ich bin ein kaputtes Maedchen schreit die schmutzige Scheibe der U-Bahn, der kalten Anonymität zwischen die Zeilen vergilbter Zeitungen. Ich kratze mit dem Daumennagel, der länger als die andern Nägel sind Haut von meiner Handfläche. Ich werde eine Zigarette schnorren und danach darfst Du mich auf dem Teppich Deiner Oma ficken. Du darfst mich fettig angrinsen und dann werde ich mit Dir in dem Photoalbum erdachter Erinnerungen blättern und mir überlegen, ob es möglich wäre nach Verderben zu wandern und mit Strohhalmen Glück aus gehirnverzweigten Herzen zu schlürfen.
ich beschleunige mein Denken und stehle Dir die Zeit zum lügen, während mein Blut an graue Betonwände Sehnen aus Rissen reißt.
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Schmerzen machen meinen Kopf zu ihrem Kunstwerk und erwürgen Leben in flatternden Blutzellen. Ich spiele Ball mit Sekunden, die mein Herz so aufblähen lassen, dass meine Organe die Überreste von Herz abkratzen müssen.
Dann bin ich wieder Mensch und kaufe Obst und Gemüse. Streiche meine Wände und kann durchschnittlich gut kochen. Ich schweige, wenn ich denke das ich schweigen sollte. ich spreche, wenn man danach verlangt. Ich dusche jeden zweiten Tag und lege mich eine Stunde bevor ich gewohnheitsmäßig einschlafe ins Bett um noch etwas lesen zu können. Außerdem denke ich manchmal daran wie ich mich, wenn ich mich mal umbringen sollte, es tun würde.
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Ich bin neugierig. Ich schaue aus dem Fenster und streichel meine Freude in unregelmäßigen Abständen. Ich werfe mein Verlangen gegen die Wand und hinterlasse brennende Füße. Die Fensterbank ist kalt und malt Gänsehaut auf meine Arme, die sich nicht fühlen als wöllten sie weiterhin nach Halt greifen. Ich zähle jede Scherbe einer zerschellenden Flasche auf der Straße unter meiner Fensterbank und stelle meinen Wecker erst gar nicht. Schließlich werde ich nicht schlafen, sondern horchen und meine Gedanken den Verstand azffressen lassen.
Ich klebe mir schwarzes Klebeband über den Mund uns schreie meine Nackheit aus jeder Wurzel tiefverankerter Angst aus meinem stummen Mund.
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Ich bin wieder Mensch und male Die Arche Noah in ein kleines Notizbuch. Ich kaufe diesmal Mehl und Kaugummis. Fresse Blicke anderer in mich hinein und warte auf meinen Blick, der ihnen entgegnet. Ich stehe an einer Ampel und die Riemen der umwelttasche schneiden sich in meine Hände. Vor mir läuft ein Mann mit grauer Jacke. Sie ist offen und ich kann sehen, dass sie mit kariertem Stoff gefüttert ist.
Meine Schuhe ziehe ich immer vor der Haustüre aus, weil ich das von klein auf gewohnheitsmäßig tue.
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Als das Maedchen vierzehn Tage, drei Stunden und dreiundzwanzig Sekunden entstanden war beschloss es die Pfütze wieder austrocknen zu lassen und stattdessen in einem Olivenbaum zu entstehen, den sie erst anpflanzen würde, wenn Schnee liegen würde.
Bis dahin konnte sie schwimmen und verließ ihre Vergangenheit mit eiligen Schritte. Vor ihr lag eine Kugel mit grünen und blauen Flecken. Sie zerschnitt sie und fraß mit gierigen und fettigen Finger Stück für Stück, Krümel für Krümel bis sie zu platzen drohte und ihre Adern sich mit Gefühlen vollpumpten und darauf warteten aufgestochen zu werden.
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Ich bin wieder ein Mensch. Ich bin wieder ein ganzes Maedchen. Ich bin wieder gewollt. Ich bin wieder normal.
Ich trage Röcke. Ich male Sonnen. Ich küsse einen Jungen. Ich liebe Blumen. Ich warte auf den Bus und stelle meinen Wecker.
Ich stehe wieder an der Ampel und denke nicht daran, dass ich wieder da bin.
Ich bin eingeschlafen.

Ich wache auf.
Des Maedchens Adern sind geplatzt. Sie ist in 64 Stüche zerteilt.
Eine Kugel mit grünen und blauen Flecken frisst sie mit gierigen und fettigen Fingern auf.

Comentarios 3

  • Das Mädchen 02/12/2005 16:13

    das is echt total klasse..
    die zusammenstellung. das format. ach.. wunderbarst.
  • K I R S C H k i n d 21/11/2005 18:41

    das ist vom-stuhl.reissend.

    sehr intensiv

    Herrliche Arbeit
  • Matthäus G. 21/11/2005 15:46

    wooooow!!! der längste text, den ich bis jetz in der fc gesehn hab und auch einer der schönsten. beeindruckt bin!!!
    und das bild aus den vorherigeren fotos ist auch ganz toll... ich mag grau mit hellen gelb tönen