Im Weihnachtsland
ist am Heiligabend die Dunkelheit gemächlich, wie es sich für den Dezember gehört, über die Städte und Dörfer gekommen, hat mit ihrem Samt die Landschaft eingehüllt. Aber überall sind die Fenster hell von Schwibbögen erleuchtet, kann man manchmal auch die Weihnachtsbäume in den guten Stuben dahinter erspähen, in denen die Menschen die Bescherung durch den Weihnachtsmann erwarten. Und, läßt sich nicht durch die weit geöffneten Nasenflügel der Duft hier produzierter Räucherkerzen erahnen?
Keine Menschen, keine Autos sind auf den Straßen des Ortes auszumachen, nur vom hell erleuchteten kleinen Bahnhof wird sich gleich
der letzte Zug des Tages in Bewegung setzen, wird in engen Kurven durch den langgestreckten Ort schurren, wird die kurze Entfernung zum Nachbarort in wenigen Minuten überwinden und am Verbindungsbahnhof zur "großen" Eisenbahn zum Halten kommen.
Sinnend schaut der Lokführer auf den menschenleeren Bahnsteig, das Abfahrtsignal der Aufsicht erwartend. Er denkt an seine Familie, bei der er bald sein wird. Aber plötzlich ruft der Zugführer von hinten:"D-d-da, schaut mal nach vorne!" Was soll da schon sein? Die beiden Schwarzen erstarren: Vom Dienstgebäude her stapft der Weihnachtsmann heran. "W-w-was machen Sie hier, w-w-was haben Sie mit der Aufsicht gemacht?" "Die habe ich nach Hause zu den Kindern geschickt!" Damit überreicht er den beiden zur Salzsäule erstarrten Eisenbahnern jedem ein kleines Päckchen und hebt die mitgebrachte Kelle: "Nun fahrt schon weiter, oder reicht Euch meine rote Mütze nicht?" Der Heizer faßt sich zuerst, stößt den immer noch erstarrten Lokführer an:"Karl, nun mach schon!" Mechanisch öffnet der den Regler, mechanisch fährt er an, nimmt die kleine Steigung zum nächsten Ort, dem Endbahnhof des Zuges und kommt genauso mechanisch, wie im Trance, dort zum Halten. Abkuppeln, umfahren, ankuppeln, bremsen, zum Glück gibt es den Heizer, der sein Werk (und einiges mehr) versteht. Die Aufsicht naht:" Wenn ihr zurück ins Tal fahrt, paßt am Abzweigbahnhof auf, der Fahrdienstleiter dort klang so komisch, kann sein, daß er betrunken ist. Was ist eigentlich mit Karl los, der wirkt ja wie tot?" "Alles in Ordnung", entgegnet der Heizer und lächelt still in sich hinein: "Dann fahren wir mal!" Nur bergab geht's nun, das Feuer reicht für die 15 Minuten, so daß er die Steuerung übernehmen kann. Vorsichtiges Herantasten an den Abzweigbahnhof, das Signal steht auf Fahrt, auch die Weiche ist umgestellt und die Schranke geschlossen, daneben der Weihnachtsmann, er versteht das Handwerk. "Kannst bei uns anfangen", ruft ihm der Heizer im Vorbeifahren zu, "Hohoho" ist die Antwort und es scheint so, als umspiele ein breites Lächeln sein bärtiges Gesicht. Vielleicht etwas schneller als erlaubt läßt der Heizer nun die Maschine ins Tal laufen, im Fahrtwind kommt auch der Lokführer wieder zu sich: "Was war das?" "Alles in Ordnung, mach mal das Päckchen auf!"
Was in den Päckchen war, wollen Sie wissen? Das überlasse ich Ihrer Fantasie......
Allen fc-lern wünsche ich ein wunderschönes Weihnachtsfest. Sie haben bestimmt schon den Ort des phantastischen Geschehens erraten......!
Josef Pfefferle 24/12/2012 16:46
Ein schönes Weihnachtsbild mit einer wunderbaren Weihnachtsgeschichte!Auch Dir ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für 2013
wünscht
Josef
Fdl Niederwiesa 21/12/2012 9:57
Eine herrliche Geschichte aus dem Weihnachtsland. Und eine schöne Erinnerung an eine Nebenbahn, wo im Winter die Anforderungen an Mensch und Maschine besonders hoch waren, wo aber auch die Uhren mitunter etwas anders tickten, als auf anderen Strecken.Auch Dir schöne Weihnachten.
VG Holger
Michael PK 20/12/2012 23:15
Ein sehr schönes Weihnachtsbild,mit einer wunderbaren Bildgeschichte.Du hast Dir sehr viel Mühe gemacht,vielen Dank dafür.Ein frohes Fest wünsche ich Dir auch auf diesem Wege.