~ Inzucht: Hanya mit Sohn Jegor ~
Hanya ist zum 2. Mal Mutter von Drillingen geworden, aber diesmal nicht von Altai, der ja im August'12 erschossen wurde,
sondern von Jegor ihrem eigenen Sohn!
Hier noch ein Kinderfoto aus März'12 mit seinen Schwestern Mila und Finja:
Auszug aus dem Kölner Stadtanzeiger vom 15.08.13:
Das, was sich jetzt im Kölner Zoo ereignet hat, könnte Drehbuchautoren zweifelsohne als Stoff für ein Familiendrama dienen: Vor genau einem Jahr wurde Tiger Altai erschossen, seine Partnerin Hanya blieb mit drei Jungen allein zurück. Jetzt hat Hanya erneut drei Babys bekommen – von ihrem eigenen Sohn. Und bis kurz vor der Geburt hatten die Pfleger nichts von der Trächtigkeit bemerkt. „Für mich persönlich ist das ein Debakel“, sagt Kurator Alexander Sliwa, der gleichzeitig auch Vorsitzender der Katzengruppe beim EEP, dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm ist. „So ein Inzuchtfall hätte nicht passieren dürfen.“
Am frühen Samstagmorgen ein erneuter Schock, die Pfleger trauten kaum ihren Augen: Im Gehege der sibirischen Tiger liegen drei neugeborene Jungtiere. Noch nass von der Geburt, doch auf den ersten Blick bei bester Gesundheit. Daneben sitzt, völlig entspannt, Mutter Hanya. Aber diesmal ist der Vater ihr eigener Sohn: Jegor.
Ein Inzuchtfall in der einstigen Tiger-Idylle. Der Zoo ringt nach Erklärungen. „Normalerweise setzt die Geschlechtsreife bei sibirischen Tigern frühestens mit zwei bis drei Jahren ein“, erklärt Direktor Pagel. „Jegor war offensichtlich bereits mit weniger als anderthalb Jahren zeugungsfähig. Das ist Rekord. Aus keinem anderen europäischen Zoo ist ein vergleichbarer Fall bekannt.“
Keiner der Pfleger, die sich um die alleinerziehende Mutter und ihre Jungen kümmerte, hatte etwas bemerkt. Bis vier Tage vor der Geburt. Einem Pfleger war aufgefallen, dass die Zitzen von Hanya geschwollen waren. Am Bauchumfang hätte die Trächtigkeit nicht früher erkannt werden können, erklärt Großkatzenbeauftragter Sliwa: „Das liegt daran, dass Tigerjunge bei der Geburt nur zwischen 900 und 1300 Gramm wiegen. Zusammen mit dem Fruchtwasser ist das ein Gewicht von vielleicht knapp fünf Kilo. Die sieht man bei einer erwachsenen Katze von 150 Kilo einfach nicht.“ Zum Vergleich: Die Tiger im Zoo bekommen pro Tag zwischen fünf und sechs Kilo Fleisch. Eine Trächtigkeit sähe also nicht viel anders aus als eine satt gefressene Tigerin. Dass die Pfleger nichts bemerkt hätten, liege aber auch daran, dass den Mitarbeitern die Erfahrung mit trächtigen Großtieren fehle, so Kurator Sliwa. Früher wurde in den Zoos „auf Teufel komm raus“ gezüchtet, heute sei eine Verpaarung ein geplantes und eher seltenes Ereignis.
Offen bleibt, ob die Pfleger im Spiel zwischen Mutter und Sohn bereits die Geschlechtsreife Jegors hätten bemerken und die Tiere trennen müssen. Vor wenigen Wochen erst zog der frühreife Tigerkater nach München in den Tierpark Hellabrunn um. Hanya war bereits seit April trächtig.
Das alles wäre wahrscheinlich nicht passiert, wenn Altai noch am Leben gewesen wäre. Denn erwachsene Tigerkater, die im familiären Territorium das Sagen haben, verhindern normalerweise, dass sich ein rangniederes Jungtier verpaart. „Eine Inzuchthemmung haben Tiger, genauso wie andere Tiere, nicht“, erklärt Fachmann Sliwa. Dass Tiger in Gefangenschaft schneller wachsen und sich rascher entwickeln als im Freiland, ist hingegen bekannt. Dennoch, betont der Kurator, dass ein Tigerkater mit 17 Monaten seine Mutter deckt, sei mehr als ungewöhnlich und nicht vorhersehbar gewesen.
Auch wenn man sich im Zoo freut, dass die drei Jungen wohlauf sind, so wird es schwierig sein, Hanyas zweiten Wurf in andere Zoos zu vermitteln. Denn Jungtiere aus Inzucht-Verpaarungen sind nicht sonderlich gerne gesehen im Erhaltungszuchtprogramm. Trotzdem wird man sich alle Mühe geben mit den drei ungewollten kleinen Tigern, verspricht der Alexander Sliwa.
Quelle: ksta.de
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