Maria lactans
in der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom
Es gibt einen neuen Streit um das Stillen von Kindern in der Öffentlichkeit. In Kirchen und Museen war das nie ein Thema. Die Brust der "Maria lactans" ist dort allgegenwärtig. Ob Dürer, Cranach, Hans Baldung Grien, Jan van Eyck, Picasso, Gauguin oder Chagall – alle malten sie: Das Bild der stillenden Mutter gibt es in der Kunstgeschichte zuhauf. Für die Künstler war es eine Möglichkeit, Maria zugleich als himmlische Mutter und irdische Ernährerin darzustellen. Im Gegensatz zu dem Bekenntnis vom "wahren Gott" konnte so der wahre Mensch Jesus dargestellt werden. Auch in der Bildhauerei war dies ein beliebtes Motiv, bis hin zur Umsetzung als Wallfahrtsbrunnen mit Maria im Zentrum, aus deren Brüsten das heilende Wasser ins Becken plätscherte. Das Motiv versinnbildlicht auch die innige Mutter-Kind-Beziehung, und steht in der katholischen Lehre auch für die Kirche als nährende Mutter. Und schon im alten Ägypten stillte Isis den Horusknaben. Durch ihre Milch nimmt Horus göttliche Kräfte auf. Auch Erotik spielte dabei natürlich immer eine bescheidene Rolle.
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