Ohne Flei. kein Prei.
Folge 7
Nach dem grandiosen Debüt im Brauhaus stürzten sich sogleich der Entertainmentmanager, den man hastig aus dem Bett geklingelt hatte, als auch der Choreograph der Tanztruppe auf den völlig verdatterten Leopold. Eine Kabine war zwar nicht frei, aber man wies ihm ein gemütliches Eckchen in der Theatergarderobe zu, und Leopold war's zufrieden. Ein Vertrag war schnell aufgesetzt, und schon am nächsten Morgen sollte er sich im Theatrium einfinden, um seine erste Probe für die ORIGINAL OWUMBA AUS CARUMBA -Nummer mit den Aida-Stars als Backgroundsängern abzuhalten. Die Kostümschneiderin war auch schon bestellt, damit das Bananenröckchen nebst Lendenschurz bis zum nächsten Abend mit flinker Nadel auf den Leib geschneidert werden konnte.
Das ließ sich doch alles ganz gut an, und Leopold sank seufzend vor Glück, Zufriedenheit und auch etwas Erschöpfung in die Polsterware.
Nach erfolgreicher Probe stolzierte unser Wichtelchen am nächsten Tag über das Deck, wo ihm auf der Joggingstrecke wieder dieser seltsame Punkt auf dem Boden auffiel. … und schlagartig, quasi wie vom Blitz getroffen, fiel ihm ein, dass so eine Künstlerkarriere auch sehr schnell vorbei sein kann, und es deshalb stets geraten ist, auf zwei Beinen zu stehen, was für ihn rein vom Körperbau her ohnehin schwierig genug war.
Ohne über dieses Problem jedoch weiter nachzudenken, beobachtete er, was sich an diesem Selfie-Punkt abspielte.
(Weiter geht die Geschichte mit Klacky
s Schilderung, der Anmerkung zum Bild entnommen.)
Am Heck des Schiffes war die Hölle los.
Jung und Alt, Dick und Dünn, Tünnes und Schäl drängten sich um diesen Punkt auf dem Deck des Schiffes, um ein Bild von sich zu machen. Ein Bild von sich selbst, manchmal durfte sogar ein Freund oder der eigene Mann oder der Oppa mit drauf, aber meist war man mit sich und der Kamera oder dem Hendi alleine auf dem Bild.
Leopold betrachtete das interessiert und kratzte sich am Kopp. Was sollte denn das, immer alleine und immer mit Verrenkung und so? Er grübelte, denn wie immer war er auf der Suche nach einer Geschäfzidee. Und zack, da hatte er sie, denn blöd war er nicht, nur tönern.
Den blauen Punkt, auf dem die Leute sich fotografierten, ergänzte er zu
SELFIES BEI LEO'S-FOTOKRAVIEH
FEIF DOLLARS EACH
Prompt hatte Leopold einen so enormen Zulauf, daß er die Leute bitten mußte, sich in Reihe aufzustellen und brav zu warten, bis sie dran waren. Das klappte auch halbwegs.
Die Personen durften sich dann auf den SELFIE POINT stellen, und er wies sie ein. Ihr kennt das bestimmt von Papa oder so, wo man ein Stück nach links oder nach rechts oder nach hinten gewinkt wird, bis alles im Rahmen ist, auch wenn die Füße oder der Kopp fehlen.
Dann Auslösung!
Nächstes Bild!
Was ihn aber wunderte, war, daß die Leute meist weg waren, wenn er auslöste und es um's Bezahlen ging. Alles Zechpreller!
Also ergänzte er das Schild auf
SELFIES BEI LEO'S-FOTOKRAVIEH
FEIF DOLLARS EACH
FORKASSE
Nun klappte es wie am Schnürchen, ein Bild nach dem anderen, seine Kasse wurde prallvoll, der Andrang wurde noch größer, so daß er Wartemarken einführen mußte.
Er ergänzte das Schild nochmals auf
SELFIES BEI LEO'S-FOTOKRAVIEH
FEIF DOLLARS EACH
PULL Ä NAMBER
FORKASSE
Sein Geschäft lief. Endlich war dies der Durchbruch, den er sich erhofft hatte.
Er wunderte er sich zwar immer noch, daß die Leute nach dem Klick weg waren oder oft sogar vorher schon, doch das war ihm egal, Hauptsache die Kasse stimmte.
Uff! Der Schweiß lief ihm in Bächen von der Stirn, er schob sein Mützchen nach hinten, ja, jetzt konnte er wieder etwas sehen.
Nächste Nummer, nächste Person, richtig eingewunken und dann, zack, waren die Leute wieder weg. Erst jetzt erkannte der Wichtel, was die ganze Zeit passiert war. Er hatte die Leute so eingewunken, daß sie hinterrücks über Bord fielen. Doch weil ihm die Zipfelmütze ins Gesicht gerutscht war, hatte er sie nicht fallen sehen und auch ihre Todesschreie nicht gehört. Das war ihm jetzt irgendwie peinlich. Er kratzte sich am Kopp, schaute sich verlegen um, nahm noch ein paar Nummern entgegen, wies die Leute ein, machte ein Bild, klick, kratzte das LEO'S-FOTOKRAVIEH wieder ab und kratzte die Kurve, vergaß dabei aber nicht, seine Kasse mitzunehmen. Bei seinem schnellen Abgang warf Leopold noch ein ein paar Rettunxringe über Bord, um sein Gewissen zu beruhigen.
Er schloß sich mal erst in seiner Garderobe ein und schmierte sich in Vorbereitung des Abendauftrittes als der ORIGINAL OWUMBA AUS CARUMBA dick mit Schuhcreme ein, denn er wollte nicht als der Mörderfotograf des SELFIE POINTS erkannt werden.
Beim Abendessen waren die Reihen sichtbar gelichtet, aber für Leopold fielen zahlreiche Nachtische ab, Schokopudding mit Sahne, was seine Laune wieder hob. Er spachtelte richtig rein und war guter Dinge.
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Leopolds Debüt im Brauhaus:
Ruth U. 26/08/2019 20:28
Ich denke, Du profitierst auch davon, wenn Leopold Karriere macht, Du bist ja sozusagen seine Managerin und hast ihn entdeckt.Starcad 26/08/2019 10:58
Ein interessanter Ort, sehr edles Ambiente, wo sich Leopold hier aufhält.LG Marc
Klacky 25/08/2019 11:39
Leopold war es zufrieden mit sich.Mit sich und der Welt.
Er hatte schon eine neue Geschäfzidee, also eine ganz neue nicht, aber eine Erweiterung der Sache.
Ha, das würde was werden zu Hause, ha!
Aber erst muße er hier noch groß absahnen.
Heide G. 25/08/2019 11:27
schreckliche Ereignisse dortselbst!!Mira Culix 25/08/2019 10:24
Du wirst gaaaaanz groß Karriere machen, kleiner Wicht!