Schnitternte (1) 1952-2014
Most löscht des Dreschers Durst
Humprechtshausen (uk) In den vergangenen Juliwochen herrschte auf den Feldern rund um Humprechtshausen Hochbetrieb. Bis spät in die Nacht hörte man das Rumoren der Mähdrescher- und Schleppermotoren bei der Getreide- und Rapsernte.
Im Rahmen des Jubiläumsjahres 1200 Jahre Humprechtshausen stellt sich am Festwochenende von Freitag, 5., bis Montag, 8. September, die Jubiläumsgemeinde einer breiten Öffentlichkeit vor. Dazu ist am Sonntag, 7. September, ab Mittag der „Tag der offenen Höfe“ im Festprogramm. Dabei wird das bäuerliche Leben der Gemeinde mit seiner Landwirtschaft und den damals ausgeübten Handwerksberufen anschaulich gezeigt.
Im Hof von Roland Werb in der Seestraße wird wie vor 60 Jahren Getreide gedroschen. Die Bulldogfreunde Haßberge werden dazu eine historische Dreschmaschine mit Lanzbulldog als Antriebsquelle in voller Aktion treten lassen. Dazu wird aber auch Dreschmaterial in Form von Getreidegarben gebraucht.
Am vergangenen Dienstag wurden diese Getreidebündel mit einem alten Mähbinder auf einen extra dazu vorgesehenen Getreideacker geschnitten. Elmar Bulheller hatte seinen Blasmusikkollegen Ernst Rösch aus Reichmannshausen dazu gebeten mit seinem restaurierten FAHR-Mähbinder und Schlepper die Ernteaktion umzusetzen. Rösch ist Mitglied bei den Bulldogfreunden und in der Riedbachgemeinde auch gut bekannt als Wallfahrtsführer der gemeinsamen Vierzehnheiligenwallfahrt.
Die Ernteaktion mit dem Mähbinder wurde kurzerhand als zusätzliches Event im Jubiläumsjahr aufgenommen. Der ehemalige zweite Bürgermeister Linus Stephan verkündete am Vormittag per Gemeindeglocke im ganzen Ort die genaue Uhrzeit der Erntedemonstration am Aidhäuser Flurweg.
Es war ein wenig trübe am Himmel und vereinzelt tröpfelte es sogar, aber am Nachmittag blieb es dann doch soweit trocken.
Mit Routine wurde der FAHR-Mähbinder, Baujahr 1952, von Rösch und seinem Helfer betriebsbereit gemacht und mit einer langen Gelenkwelle an der Zapfwelle seines 17 PS-FAHR-Schleppers, Baujahr 1955, verbunden. Nach dem Abschmieren und Ölen der Gerätschaft ging dann das Mähbindern los.
Elmar Bulheller am Schlepper und Ernst Rösch als Maschinist auf der Erntemaschine. Eine große Schar Interessierter jüngerer und älterer Einwohner beobachtete die Vorführung einer „Schniitternte“ (mit langen i), so wie früher die Getreideernte im Dorf genannt wurde.
Einige ältere Zuschauer zeigten danach den Buben und Mädchen vom Dorf wie die Getreidebündel auf dem Acker aufgestellt wurden zum Abtrocknen. Das Korn wurde damals im Gegensatz zu heute etwas früher geschnitten und zum Ausreifen auf der Flur zusammengestellt. Auch waren die Strohhalme viel länger und nicht so dick wie heutzutage. Für die Zuschauer der Ernteaktion gab es Apfelmostschorle vom Krug, so wie es früher auch gang und gäbe war bei der Feldarbeit.
Zwei Fuhren voll beladen mit Getreidegarben konnten trocken vom Acker geholt werden und können am Festwochenende gedroschen werden.
Bilderclown 15/08/2014 14:58
Saubere Doku und eine gut und lebendig fotografierte Szene. (Wenn das moderne Nummernschild mit D aauf blauem Grund nicht wäre, könnte man es für eine Aufnahme aus den 60ern halten). In der Darstellung ist viel zu sehen, vom Einsatz der Bindemaschine, über das Hochwuchten der Garben mit der Gabel bis zum Stapeln auf dem Ernteanhänger. So kenne ich das aus Kindertagen auch hier im Bergischen Land.Bestens gelungen.
Gruß vom
"Bilderclown" Rainer
O.K.50 15/08/2014 13:13
Ein Bild aus der guten alten Zeit. Allerdings war das damals schon eine rechte Schinderei (ich kenn mich da aus).Der Fahr-Trecker ist für sich alleine schon ein echtes Schätzchen. Zusammen mit der Szene ist das ein klasse Bild.
Vg
Herbert Talinski 15/08/2014 12:58
Herliche Nostalgie! Als Kinder nutzten wir die zu Mieten zusammengestellten Garben gerne als Versteck zum Versteckspielen. Auch mancher erster Kuss wurde in so einem Vesteck ausgetauscht.Für die Erwachsenen war es eine harte Zeit, dennoch finde ich es gut, durch solche Aktionen daran zu erinnern!
LG Herbert