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"Schnitternte" vor 80 Jahren (2) ...

"Schnitternte" vor 80 Jahren (2) ...

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Ulrich J. Kind


Premium (Pro), Riedbach/Krs.Haßberge (Ufr.) - Bayern

"Schnitternte" vor 80 Jahren (2) ...

... ein weiteres Photo aus dem Familienalbum, diesmal von Robert Sittler. Die Aufnahme zeigt seinen Großvater Anselm mit Pfeife in der Hand und seine Frau mit Fahrrad. Das Bildmotiv dürfte Ende der 1920er oder Anfang der 1930er Jahre aufgenommen worden sein.
Die kleineren "Bäuerlich" (Bauern mit vier bis sechs Hektar Anbaufläche) bei uns im Haßgau (Unterfranken) hatten als Zugtiere, so wie hier im Bild, in der Regel ein Kuh- oder Ochsengespann. Die größeren landwirtschaftlichen Betriebe (so ab sieben oder ab zehn Hektar Fläche) hatten Knechte und Mägde und arbeiteten mit "Gäulen" (Pferden) als Zugtiere, waren also etwas besser begütet! Da wurden für die Photoaufnahme zuvor die Zugpferde geputzt und gestriegelt und die Hufe mit schwarzer Schuhcreme zur Aufnahme extra schick gemacht, so die mündliche Überlieferung der immer weniger werdenden Dorfältesten (über 90 Jahre!).

Möglicherweise war der Photograph ein durchreisender Photographengeselle, der noch mit Glasplattennegative gearbeitet hat. Der Lichtbildner logierte dann in der Regel für einige Wochen in einem Gasthaus in der sieben Kilometer entfernten Kreisstadt Hofheim (i. Ufr!) und bot seine photographischen Dienste in der Lokalzeitung an, so meine Recherchen im Zeitungsarchiv. Je nach Auftragslage bereiste dieser dann die umliegenden Dörfer. Hatte er den Bürgermeister eines Dorfes als Kunden gewinnen können und war dieser zufrieden mit der Photoaufnahme sorgte die Mundpropaganda für Anschlußaufträge. Meist wurde zuvor das Zugtiergespann des Landwirtes herausgeputzt und dann mit seinem Besitzer und zusammen mit den Mitgliedern seiner Familie am Hoftor vor dem Anwesen abgelichtet.

Comentarios 1

  • Herbert Talinski 13/08/2013 16:51

    Herrliche Aufnahme, selbst die Ochsen sind sich ihrer Wichtigkeit bewusst und schauen in die Kamera.
    Auch deine Beschreibung und Recherche bietet einen guten Einblick in die damaligen Umstände.
    Mehr davon bitte!
    LG Herbert