Solche Tage 43
Wieder im leerstehenden Elternhaus, diesmal mich vorsichtig vortastend bis zum Schlafzimmer. Ein Raum mit Seele, ohne Menschen, bzw. ein Mensch steht an einem Ort, an dem er neben sich stehen muss. Dort wo jetzt schon seit Jahrzehnten der selbst gebaute Schrank mit Bauernmalerei ist, die Vater von seinen Reisen in die Alpen mitgebracht hat, stand einst mein Kinderbett. Meine älteren Geschwister hatten eigene Zimmer. Mitten in der Nacht setzte ich mich auf und erzählte erfundene Geschichten. Das ist im Prinzip genau genommen bis heute geblieben.
Draußen legen sie eine neue Gasleitung. Der durchwühlte Garten wie ein Schlachtfeld von teilweise grafisch begabten Maulwurfshorden.
Anschließend zum Vater in die Seniorenresidenz, wie man sagt. Dort spricht er von den Mahlzeiten, die einfach nicht mehr stattfinden. Sie finden wohl statt, aber letztlich ohne ihn. Das Personal und auch ich kann ihn letztlich nicht von den richtigen Essenszeiten überzeugen. Er spricht auch über unser Haus und schlägt vor es für alle Zeiten so zu lassen wie es ist und mit einem Patinaüberzug besonders wertvoll werden zu lassen. Eine eigentlich grandiose Idee, welche der Lauf der Welt wohl nicht zulassen wird.
30. Oktober 2018
garudawalk 01/11/2018 9:40
Sehr stimmungsvoll wieder.LG g.
Gerhard Hucke 30/10/2018 21:38
Wunderbar stimmungsvoll, zusammen mit dem Text sehr stark! (Dabei lese ich meist gar keine Texte unter Bildern.)Franz Schmied 30/10/2018 20:49
Eine Schatzkammerder Erinnerung !
;-) frz
Der Zacki 30/10/2018 19:10
!!!