Verdrängungs-Wettbewerb an der Waterkant [ + viel Text + ]

Verdrängungs-Wettbewerb an der Waterkant [ + viel Text + ]

Der Wettbewerb auf deutsche Schienen treibt manchmal schon kuriose Blüten, welche jedoch vermutlich mit dem "Geschacher" der hoch-lukrativen Verkehre zwischen Niebüll und Westerland auf Sylt seinen aktuellen Höhepunkt erreicht haben dürfte: Das Unternehmen RDC mit Wurzeln in den USA hatte angekündigt in diese Verkehre einzusteigen und sie mittelfristig von DB Fernverkehr übernehmen zu wollen.

Nun griff ein besonderes Verfahren, welches nicht nur die Experten bei der Bahn, sondern auch teilweise Gerichte beschäftigte, denn neben den beiden Kontrahenten DB und RDC mischte zeitweise auch das Land Schleswig-Holstein und die Bundesregierung mit, welches sich für die Verkehre stärker als je zuvor interessierte und Handlungsbedarf sahen.

Bewerben sich zwei Unternehmen um eine Trasse auf einer hochbelasteten Strecke (welche die Linie zwischen Niebüll und Westerland aufgrund der eingleisigen Streckenabschnitte und nur weniger Kreuzungsbahnhöhe zweifellos ist) könnte man meinen, dass derjenige, der den höheren Preis bezahlen will den Zuschlag bekommt. In den Regularien von DB Netz ist jedoch vorgesehen, dass jenes Unternehmen den Zuschlag erhält, welches den längeren Zuglauf fahren möchte.

Nun passierte etwas, womit wohl nur die wenigsten Insider gerechnet hatten: Die Deutsche Bahn hob den "SyltShuttle Plus" aus der Taufe und stellte das Betriebskonzept zwischen Niebüll und Westerland teilweise um. Überwiegend zuvor vom Betriebshof Düsseldorf eingesetzte Triebwagen der Baureihe 628 erhielten im AW Kassel ein kleines Redesign mit neuer Außenlackierung im eigentlich gestorbenen Farbkleid weiß mit rotem Fensterband und wurden nach Nordfriesland umbeheimatet.

Die Triebwagen beginnen nun mehrmals am Tag ihre Fahrt als D-Zug im etwa 23 Kilometer südlich von Niebüll gelegenen Bredstedt und fahren mit Halt in Langenhorn nach Niebüll. Dort stehen die Triebwagen dann etwa zehn Minuten am Bahnsteig, ehe als Rangierfahrt wieder Richtung Süden gefahren wird, die Richtung gewechselt wird um sich an den Schluss eines SyltShuttle nach Westerland zu kuppeln. In Westerland angekommen wiederholt sich das Prozedere: Der Triebwagen wird abgekuppelt, Rangierfahrt Richtung Süden und dann vor an den Bahnsteig. Die Fahrt zwischen Niebüll und Westerland dauert von Bahnsteig zu Bahnsteig dabei eine knappe Stunde, ist damit etwa doppelt so lang und - da es ein Fernverkehrszug ist - auch ein paar Euro teurer. Aufgrund der überschaubaren Nachfrage verkehren die Triebwagen jedoch meist leer.

Wer jedoch "klassischen" Eisenbahnbetrieb mit Rangieren, Kuppeln und vielem Mehr aus nächster Nähe erleben will, dem sei eine Mitfahrt empfohlen. ;-)

Absolut "kein Wetter" herrschte am Morgen des vorletzten Tages des Jahres 2016: Der 628 507 war zuvor mit dem AS 1415 von Westerland in Niebüll eingetroffen und steht nun vor der bekannten Gruppe aus Formsignalen als D 1415 zur weiteren Fahrt nach Bredstedt bereit. Dahinter steht übrigens ein LINT 41 eines weiteren DB-Unternehmen, dem Nahverkehrsunternehmen ARRIVA, welcher über Tønder und Ribe nach Esbjerg fahren wird.

Aufnahmedatum: Freitag, 30. Dezember 2016 - 9:34 Uhr