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Vom Aussterben bedroht: der Laufkäfer Agonum monachum

Vom Aussterben bedroht: der Laufkäfer Agonum monachum

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Weißwolf


Premium (World), Güstrow

Vom Aussterben bedroht: der Laufkäfer Agonum monachum

Agonum monachum gehört zu den großen Raritäten der mitteleuropäischen Laufkäfer-Fauna. Seine einzigen Standorte, derzeit nur noch vier, befinden sich an der südlichen Ostseeküste in Mecklenburg und Vorpommern. Das Gesamtareal des Käfers umfasst das warm-gemäßigte mittlere und südliche Europa, wobei das Ostseeküstenareal ein weiträumig separiertes Teilareal darstellt. Ehemalige Vorkommen in Mitteldeutschland (Kyffhäuser) sind erloschen. Im südlichen Mitteleuropa hat der Käfer Vorkommen bei Šumice (Tschechien: Südmähren) und am Neusiedler See (Österreich: Burgenland); weitere Vorkommen befinden sich in Südfrankreich, Italien, Südosteuropa und in der Türkei (hier allerdings in einer anderen Unterart, bei der es sich möglicherweise um eine eigene Art handeln könnte). Bei weiteren Fundmeldungen handelt es sich um Fehlbestimmungen. Das weit auseinandergerissene (disjunkte) Verbreitungsgebiet setzt sich offenbar also aus extrem verinselten Teilgebieten zusammen. Mittlerweile muss die Art in allen Ländern, in denen sie vorkommt, als vom Aussterben bedroht angesehen werden. Agonum monachum ist deshalb eine Art, für deren Erhalt Deutschland eine besonders hohe Verantwortung trägt.
Warum ist der Käfer so stark gefährdet?
Es handelt sich um eine halobionte Art, die in MV streng an strukturreiche Brackwasserröhrichte in Küstenüberflutungsmooren gebunden ist. Ihre Spezialisierung setzt sich bis in die Mikrohabitatstrukturen fort: Sie besiedelt nasse Kolke und Schlenken, die mit Salz-Teichbinse, Strandsimse, Strandbinse und kleinwüchsigem Schilf locker bewachsen sind; reine, hochwüchsige Schilfbestände meidet sie. Sie verträgt auch keine intensive Nutzung als Salzgrünland – vielmehr benötigt sie eine lang andauernde Lebensraumtradition mit keiner oder höchstens geringer, extensiver Nutzung. Selbst ansonsten gut gemeinte Maßnahmen des Naturschutzes, etwa die Vernässung und die Beweidung der Brackwasserröhrichte, können zum Verlust seines Lebensraumes führen, wie man in der jüngsten Vergangenheit belegen konnte.
Hinzu kommt, dass Agonum monachum zwar theoretisch fliegen kann; über sein tatsächliches Flugverhalten gibt es jedoch kaum Kenntnisse. Die aktuellen Standorte und die potenziell geeigneten Habitate liegen aber so weit auseinander, dass seine Ausbreitung fast ausgeschlossen, nicht zu erwarten und bislang auch noch nicht beobachtet worden ist.
Von diesem Käfer konnte ich im Internet keine Lebendfotos finden; bei iNaturalist ist meine die bislang einzige Meldung überhaupt. Das liegt zum einen an dem, was oben gesagt ist, zum anderen daran, dass er nur Spezialisten bekannt ist. Es handelt sich bei dem hier gezeigten Männchen um eine Studioaufnahme, die den Käfer auf der Gemeinen Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) zeigt. Da eine ganze Reihe Laufkäfer komplett schwarz gefärbt sind und bei Blitzaufnahmen störende Reflexe auf dem Kopf, dem Halsschild und den Elytren auftreten, waren hier einige Anforderungen an die Technik zu stellen. Verwendet habe ich das Blitzgerät KuangRen Macro Twin Lite KX-800, das an zwei 45 cm langen Flexarmen mit je einem Blitz ausgestattet ist. Das ermöglicht eine extrem individuelle Lichtsteuerung, ist aber naturgemäß im Gelände manchmal etwas sperrig, besonders bei dichter Vegetation und in Bodennähe. Mit selbstgebauten Diffusoren lassen sich die Spiegelungen jedoch fast völlig vermeiden.

Dank an Joachim Schmidt für die kritische Begleitung des Textes

Comentarios 1

  • kaer 23/06/2022 22:09

    Eine technisch hervorragende Aufnahme des bedrohten Laufkäfers. Danke auch für die Erstellung des Begelttextesder dem Interessierten leider wieder einmal zeigt, wie bedroht unsere belebte Umwelt ist, Ich erlebe den Schwund von Insekten, Vögeln, Reptilien und Amphibien hier im Bodenseegebiet mit seinem intensiven Obstkulturen, für die die Evolution noch keine Lebewesen angepasst hat.
    vG kaer