Vom Parasiten zum Räuber: Erythraeus phalangioides)_4185
Charletonia venus ist eine etwa 2 bis 2,5 mm große, frei lebende und außerordentlich flink laufende Milbe, die in sandigen, trockenen und vegetationsarmen Gebieten durchaus häufig auftreten kann. In der Lübtheener Heide ist sie trotz ihrer geringen Größe ziemlich leicht zu finden, weil dort nicht allzu viele winzige Gliederfüßer tagsüber ein solches Tempo an den Tag legen. Sie ist eine der etwa 120 Arten der kosmopolitisch verbreiteten Gattung.
Bei dem wissenschaftlichen Namen beziehe ich mich auf die Datenbanken der Global Biodiversity Information Facility (GBIF) und der Fauna Europaea, in der Charletonia venus SOUTHCOTT, 1961 als gültiger Name und Erythraeus phalangioides OUDEMANS, 1912 als Synonym geführt wird. Im United Kingdom Species Inventory (UKSI) ist die Art unter dem Namen Erythraeus phalangioides DE GEER, 1778 enthalten.
Viele, wenn nicht alle Arten der Familie Erythraeidae leben als Larven (Nymphen) parasitisch und gehen als ausgewachsene Milben zur räuberischen Lebensweise über. In der Entwicklung wechseln sich dabei inaktive und aktive Stadien ab: inaktive Prälarve – aktive heteromorphe Larve – inaktive Protonymphe – aktive Deuteronymphe – inaktive Tritonymphe – aktive adulte Milbe.
Zu den Wirten der Gattung Charletonia gehören zahlreiche Insekten und Spinnentiere, daneben gibt es seltene (vielleicht irrtümliche) Parasitierungen von kleinen Säugetieren (Feldmaus, Hermelin). Gesicherte Kenntnisse darüber, ob die einzelnen Arten auf bestimmte Wirte spezialisiert sind oder ein breites Wirtsspektrum besitzen, liegen im Grunde nicht vor. Von einigen Arten ist bekannt, dass sie Opfer in verschiedenen Gliederfüßer-Familien und -Ordnungen parasitieren können; dort, wo bisher nur ein oder wenige Opfer bekannt sind, kann man sicherlich nicht ohne weiteres mutmaßen, es handele sich bei der Milbe um einen Spezialisten. Vielmehr kann man davon ausgehen, noch längst nicht alle Wirte gefunden zu haben.
Für Charletonia venus sind als Wirte bisher überwiegend Heuschrecken und vereinzelt Weberknechte dokumentiert. Andere Arten der Gattung befallen Fliegen und Mücken, Hautflügler, Käfer, Fangschrecken und Schmetterlinge (die Aufzählung ist ganz sicher unvollständig).
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