Wie ein riesiger Saurier ...
... durchforstet der Timberjack-Harvester die Fichtenwälder.
Die Gemeinde Riedbach (Krs. Haßberge) forciert jetzt den Umbau ihrer vor 30 bis 50 Jahren angelegten Nadelholz-Monokulturen in naturnahe Mischwaldbestände. In den beiden vergangenen Wochen (4. bis 14. 10. 05) war das Forstunternehmen der Gebrüder Kohl aus Riedenberg bei Bad Brückenau in den Riedbacher Gemeindewäldern und im Humprechtshäuser "Urles"-Körperschaftswald in der Gemarkung Aidhausen im Einsatz.
Wie ein riesiger Saurier aus der Urzeit arbeitet sich die dreiachsige Spezialmaschine mit ihrer hydraulischen Knicklenkung den flachen Waldhang nach oben. Die Riedbacher Nadelholzbestände in Kleinmünster und in Humprechtshausen am "Schierleinsweg" und der "Windenmühle" müssen durchforstet werden.
Klaus Kohl dirigiert seinen 17 Tonnen schweren Timberjack 1270 D mit sicherer Hand durch eine Waldschneise. Das bei der Entastung anfallende Nadelholzreisig bildet auf der Fahrgasse einen Schutzbelag für den Waldboden und verrottet dort in den nächsten drei bis fünf Jahren. Die vom Timberjack auf Maß geschnittenen Stämme werden längs der Rückegasse - sortiert nach Durchmesser - abgelegt und von einem nachfolgenden Rückefahrzeug neben der Waldstraße aufgestapelt.
Die sechs großvolumigen breiten Pneus bringen die Kraft des John-Deere Dieselmotors mit seinen 220 Pferdestärken schonend auf den Untergrund. Bei Dunkelheit frühmorgens oder am Abend erhellen rundum 18 Arbeitslampen den Fahrbereich, vier größere Halogen-Xenon-Scheinwerfer am Auslegerarm sorgen für gutes Licht beim Holzsägen. Eine Klimaanlage sorgt für angenehme Temperaturen in der rundum verglasten Fahrerkabine. Ein Schutzgitter für den Fahrer sucht man hier übrigens vergebens, denn die Verglasung besteht aus Polycarbonat-Sicherheitsglas.
Seit 15 Jahren arbeitet der 35-jährige Klaus Kohl nun schon mit dem Timberjack-Harvester. Routiniert bedient er sein Arbeitsgerät. Beim Blick in die Fahrerkabine sieht man zwei kleine Steuerknüppel links und rechts auf den Armlehnen des Sitzes. Die unzähligen Schalter und Knöpfe verwirren den Laien, Mittelpunkt des hochmodernen Arbeitsplatzes ist ein Flachbildschirm vor dem Fahrersitz, auf dem alle für den laufenden Betrieb des Harvesters wichtigen Daten vom computergestützten Timbermatic-Kontrollsystem auf Knopfdruck angezeigt werden.
Der Timberjack erfasst mit seinen zwei Paar Greifzangen Holzstämme mit bis zu 57 Zentimetern Durchmesser und kann mittels Hydraulik in alle möglichen Arbeitsstellungen geschwenkt werden. Mit den beiden Vorschubrollen neben den Greifzangen, die gleichzeitig die Stämme entasten, und der hydraulisch angetriebenen Hochleistungskettensäge am Ende des zehn Meter langen Auslegerarmes bildet der Harvesterkopf das Herzstück der rund 350 000 Euro teuren Holzerntemaschine. Es dauert keine 50 Sekunden nach dem Umfallen einer 18 Meter langen Fichte und schon ist der Stamm in einem einzigen Arbeitsgang entastet und in drei Meter lange Stücke zersägt.
Im Durchschnitt könnten so zehn bis 15 Festmeter Industrieholz in der Stunde geerntet werden, berichtet Klaus Kohl. Auf Knopfdruck können sogar alle wichtigen Daten vom Durchmesser und der Länge des gerade bearbeiteten Holzstammes, bis hin zu der Anzahl der insgesamt geernteten Festmeter abgerufen oder nach Schichtende abends als Protokoll-Ausdruck erstellt werden.
Der Forstbetriebs- und Holzrückebetrieb wird von den beiden Brüdern Klaus und Wolfgang Kohl schon in der dritten Generation geführt. Arbeiteten Großvater Michael und Vater Rudolf noch mit Zugtieren hauptsächlich in der bayrischen Rhön im Brückenauer Staatswald, haben die Nachkommen den Familienbetrieb konsequent auf Maschineneinsatz umgestellt und auch ihren Einzugsbereich vergrößert. Im Fuhrpark sind zwei so genannte Timberjack-Harvester, zwei Industrieholz-Rückezüge und ein Langholz-Rückezug - riesige Maschinen, die alle mit dem Tieflader auf der Straße zum Einsatzort transportiert werden müssen. (UK)
User-Info: Ich habe heute (15.12.06) das Bild von der Sektion "Natur" in die Sektion "Doku & Reportage / Menschen bei der Arbeit" umgestellt.
Marco L.. 14/12/2006 21:56
... es ist doch der totale zufall das ich hier in der Fotocommunity gleich zwei Bilder von Klaus Kohl finde, obwohl er kein Modell bzw Fotograf ist. ;-)Auf dem 2ten Bild ist er aber schneller unterwegs >
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/extra/search/options/YTo0OntzOjg6ImFkdmFuY2VkIjtzOjE6IjEiO3M6MTI6InNlYXJjaHN0cmluZyI7czoxNToibW90b2Nyb3NzIHN0YXJ0IjtzOjY6InN1Ym1pdCI7czo2OiJmaW5kZW4iO3M6NzoiY2hhbm5lbCI7czoxOiIwIjt9/display/581896 ;-)
Vg
Marco
Jörg Ossenbühl 29/11/2005 20:41
na, da haben die Jungs ja mächtig investiert, für eine dieser Maschinen baut mancher ein kleines Häuschen.vg jörg
Matthias Endriß 16/10/2005 19:42
Geile Perspektive, Uli! Da sieht der Harvester noch mächtiger aus als wohl schon in natura.LG Matthias
Martin Querformat 16/10/2005 19:28
Schöne technische Reportage!In "meinem Wald" hat das Gerät allerdings nix verloren...
;-)
Gut Licht!
Martin
Gerdi Hübner 16/10/2005 19:26
oh wie furchtbar....so schön das für die Waldarbeiter ist, so schlimm ist das doch für den Wald
lg
gerdi