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"Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete."

"Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete."

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Premium (World), Berlin

"Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete."

[Eingangsbereich der "Runden Ecke", dem Stasi-Gebäude in Leipzig • 16. Oktober 1989]

Die friedliche Revolution in der DDR begann am 9. Oktober 1989 in meiner Heimatstadt Leipzig.
Noch am 7. Oktober, dem "Republikgeburtstag", wurden die Demonstranten am Bahnhof niedergeknüppelt.
Die Stasi-Einsatzleitung wartete am 9. vergeblich auf den Befehl, die Demonstration niederzuschlagen.
Doch die Partei- und Staatsführung mit Honecker, Mielke und Krenz war nicht erreichbar.

Die Stasi musste zusehen, wie der Menschenzug den Ring umrundete. "Nu sinnse rum", resignierte die Stasi.
"Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete", lässt Chronist Erich Loest die Stasi sagen.
Ausgangspunkt für die 100 000 Demonstranten war das Friedensgebet in und weit vor der Nikolaikirche.

Leipzig, Montagsdemos 1989: Ruhe vor dem Sturm
Leipzig, Montagsdemos 1989: Ruhe vor dem Sturm
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Leipzig, Montagsdemos 1989: Transparente
Leipzig, Montagsdemos 1989: Transparente
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Leipzig, 16. Oktober 1989: Demo im Nebel
Leipzig, 16. Oktober 1989: Demo im Nebel
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Tatsächlich standen in den Seitenstraßen Baumaschinen mit Schaufeln, um in die Menge zu fahren.
Die Bereitschaftspolizisten aus der Kaserne Essener Straße saßen noch auf den LKWs.
Es passierte nichts. "Wir sind das Volk!" und "Keine Gewalt!" waren entwaffnende Argumente.

Ich war dabei, aber erst am 16. Oktober nahm ich auch meine teure Spiegelreflexkamera mit.
Auch schon am 9. Oktober waren die Stufen vor der Stasi-Bezirksverwaltung voll von Kerzen.

[mit Duplikator-Vorsatz digitalisiertes Dia]

Comentarios 25

  • xDreamer 18/10/2024 2:05

    Ein tolles Zeitdokument! Es ist wichtig dieser friedlichen Revolution und wofür sie steht zu gedenken. Ich war vor kurzem auf dem Lichterfest in Leipzig zum 35. Jahrestag der Revolution.
    VG Detlef
    • smokeonthewater 18/10/2024 17:43

      Wir müssen aufpassen, dass die Ergebnisse dieser demokratischen Revolution nicht unter die antidemokratischen Räder von AfD und BSW geraten und von denen auch noch instrumentalisiert werden. Dafür sind wir damals nicht auf die Straße gegangen, dass jemand eine neue Diktatur errichten will.
      LG Dieter
  • Eifelpixel 15/10/2024 8:05

    Geschichte die viel aussagt und nie vergessen werden sollte
    Demokratie ist kein Selbstläufer 
    Joachim
  • heide09 12/10/2024 13:15

    Gänsehautfeeling.
    LG A.
    • smokeonthewater 13/10/2024 18:17

      Damals war es Euphorie. Die Gänsehaut bekomme ich heute, wenn ich auf die Wahlergebnisse in meiner ostdeutschen Heimat schaue.
  • Marina Luise 11/10/2024 8:54

    Ich finde es heute noch ergreifend!
    • smokeonthewater 13/10/2024 1:40

      Mir ging es vor allem durch die Gedärme. Wenden die Bullen Gewalt an? Verhaften die mich, und ich kann meine Zukunft begraben? Nur weil es so viele Menschen waren, hat niemand ernsthaft an Prügel geglaubt. Aber die "Schneepflüge" in den Seitenstraßen waren schon erschreckend.
    • Marina Luise 13/10/2024 9:42

      Das war mir völlig unbekannt - das hab' ich auch nicht im Fernsehen gesehen!
      Ich lebte ja im Westen - als angstbefreit. Ich empfand damals Bewunderung, Staunen und Rührung/ Mitgefühl und hoffte, dass diese Menschen es schaffen! Irgendwo war's auch ein Politmärchen - zunächst jedenfalls!
    • smokeonthewater 13/10/2024 18:15

      Zurzeit arbeitet Ostdeutschland wieder an einer Mauer.
    • Marina Luise 13/10/2024 18:38

      Bei denen war die Mauer aber auch immer im Kopp geblieben - gleich hinter dem Brett!
  • ralf mann 10/10/2024 20:09

    Bin auch einige Male in dieser Zeit der Wende, des Umbruchs, unter den Versammelten vor der Kreuzkirche gewesen, weil die überfüllt war ... über Lautsprecher erfuhren wir dann, was drinnen diskutiert wurde ... wie einen da zumute war, kann kein Außenstehender nachfühlen. Gruß Ralf
  • Fotobock 10/10/2024 15:57

    Die letzten Tage gab es wieder Unruhen und Demos in Berlin. Schöner eigentlich, wenn man friedlich gegen den Krieg demonstriert. Lg Barbara
    • smokeonthewater 10/10/2024 16:24

      Schöner, wenn man für die richtige Seite demonstriert. Ich kann diese Wagenknecht und ihre Putinschleimerei nicht mehr ab.
  • Rainer Willenbrock 10/10/2024 11:37

    Als Westdeutscher konnte man sich gar nicht vorstellen, wieviel Mut und sicherlich auch Angst man überwinden musste, um daran teilzunehmen. Gott sei Dank hat es sich gelohnt.
    • smokeonthewater 10/10/2024 12:08

      Umso armseliger erscheinen heute die völkischen AfD-Schreihälse, die sich in einer Diktatur wähnen und "Wir sind das Volk" grölen. Für die sind wir damals ganz sicher nicht auf die Straße gegangen, montags, brav nach der Arbeitszeit.
  • anne47 09/10/2024 23:15

    Auf Gebete und Kerzen kann man nicht schießen, sie entwickeln eine ganz eigene Kraft, gegen die auch keine Stasi was ausrichten kann. Aufwiegelei oder staatsfeindliches Verhalten kann man da niemandem vorwerfen.
    LG Anne
    • smokeonthewater 10/10/2024 0:23

      Das war in der Tat der entscheidende Moment an diesem Abend. Es waren auch einfach zu viele Menschen, ein Vielfaches vom 7. Oktober. Dass man da die Leute zusammengeknüppelt hat, war der Auslöser, dass zwei Tage später die Menschen erst recht mit Mut statt Angst auf die Straße gingen. Das war beinahe eine Selbstverständlichkeit, sich nicht davon abschrecken zu lassen. Die Rechnung ist aufgegangen. So viele Menschen kriegt keine Staatsmacht mehr in den Griff. Da siegte der Instinkt, sich lieber auf die Seite der Sieger der Geschichte zu stellen.
    • anne47 10/10/2024 0:30

      Ich glaube, im Grunde genommen wussten die meisten, dass die DDR am Ende war, wenn man nur mal die Häuser betrachtete, die immer mehr verfielen. Sogar 1999 habe ich in Leipzig noch ganze Häuserreihen gesehen, die unbewohnbar waren. Ein 2. China (Platz d. himmlischen Friedens) wollte zum Glück dann doch keiner.
    • smokeonthewater 10/10/2024 0:43

      Sicher wusste das auch der nicht ganz so senile Teil der Regierung. Immer mehr Engpässe, Ausreiseanträge, Botschaftsflüchtlinge. Die Zahlen konnte man sich nicht mehr schönreden, und das Volk hatte keine Lust mehr, sich den Sozialismus schönzutrinken. Das einzige, was immer verfügbar war, war der Schnaps.

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