AUF-ERSTEHUNG
Deutsche Gründlichkeit ist auf dieser Welt durch nichts zu steigern. Das war so, das wird auch so bleiben. Wäre der Holocaust nicht schon schlimm genug gewesen, musste man die Perversion auch noch dokumentieren. Ein Gedanke geht mir heute am Karfreitag durch den Sinn, ich kann ihn einfach nicht vertreiben. Denn die Gedanken sind frei! Gott sei Dank. Was wäre eigentlich gewesen, wenn … *einkomischesgefühlüberkommtmich*
Wie müsste ich mir das Gesicht des wachhabenden SS-Schergen vorstellen, in welche Augen hätte ich geschaut, wenn sie nach allem, was man ihnen angetan hatte – geschlagen, gefoltert, vergast und letztlich verbrannt - alle plötzlich wieder vor ihm gestanden hätten: die MARIE KAFKA aus Prag, die INES MEYER aus Köln und all die vielen anderen? Wie müsste ich mir das vorstellen, wenn die Opfer leibhaftig wieder aufgetaucht wären mit einem einzigen Satz auf den Lippen:
„Kann ich meinen Koffer wieder haben?“ *schweig*
Vielleicht kommt eines Tages eine Auferstehung, die ganz anders wird als wir dachten: Gegen die Herrschaft der Herren und gegen die Knechtschaft der Knechte, die die Antwort gibt auf unsere Fragen nach dem Anfang und dem Ende und nach dem letzten Sinn. Bis dahin sind wir aufgefordert, weiter zu arbeiten an der Baustelle des Lebens, ein jeder nach seinen individuellen Fähigkeiten. Denn JEDER kann etwas, und JEDER kann etwas besser. Häufig genügt schon ein kleines Signal der Sympathie, ein fester Händedruck oder ein verständnisvoller Blick. Ein großartiges Geschenk ist auch der Satz: "Hey, ich bin froh, dass es dich gibt."
Dem Charme solcher Worte kann sich keiner entziehen.
(fotografiert in der Gedenkstätte des KZ Auschwitz I)
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