(032) Gral
Ich habe Kassensturz gemacht, weiß jetzt, dass es an der Zeit wäre meine Suche nach der erotischen Frau mit der Suche nach einer reichen Frau zu verbinden und gehe hinaus, gehe wieder auf die Wanderschaft. Ich weiß, eine reiche und erotische Frau werde ich nicht finden. Aber jetzt weiß ich genau, wonach ich suchen muss. Ritter haben auch den heiligen Gral gesucht, waren glücklich durch die Suche und haben den Gral nie gefunden. Ob sie wussten, dass sie ihn nicht finden konnten, weil sie einem Bild nachliefen, das niemals existiert hat?
Ich suche meinen heiligen Gral, in den ich meinen Saft gießen kann, bin auf der Wanderschaft zu meinem eigenen, heiligen Land. Wenn auf dieser Wanderschaft auch meine Finanzprobleme gelöst werden, dann habe ich die nächst höhere Dimension erreicht.
Ich verlasse das Haus, verlasse meine Lebenslandschaft. Mein Weg führt mich hinaus, ich sehe die Welt mit anderen Augen, anders als vor einem Tag, anders als vor einem Jahr. Morgen werde ich die Welt wieder anders sehen und ich bin sehr froh, dass ich nicht weiß wie ich sie sehen werde.
Der Gedanke an die erotische Frau, die mir mein Leben finanziert, übt einen unglaublichen Reiz auf mich aus. Sie kann mir geben, wonach ich dürste. Aber was kann ich ihr geben, welche Gegenleistung? Ich tauge nicht einmal zum Vorlesen von feinsinnigen Gedichten.
In welcher Welt leben wir? Müssen wir immer ein Stück von uns verkaufen, um dafür ein anderes Stück, das wir Leben nennen, zu kaufen? Es scheint so. Ich werde es beobachten, werde genau hinsehen. Das habe ich in meinen Romanen nicht beschrieben, obwohl die Grundzüge unbewusst, still und heimlich Einzug gehalten haben. Die reichen Jünglinge haben die schönen Mädchen mit ihrer Gier nach jungem Fleisch unterworfen und an die goldene Leine des Geldes gelegt. Die Sekretärinnen haben die reichen Jünglinge gegen eine Monatsentlohnung an der Schreibmaschine und unter dem Schreibtisch bedient. Ein Kreislauf. Auch ich bin ein Teil des Kreislaufes. Auch ich habe ein Teil meines Lebens verkauft, ein Teil meines Geistes. Alles ist ein Kreislauf. Wir Menschen haben nicht die Fähigkeit das Rund eines Kreises zu erkennen, weil wir glauben, dass wir eine gerade Strecke erkennen können und dem eigenen Trugbild hinterherlaufen. Wir sehen eine gerade Schiene, glauben, es ist der gerade Weg, obwohl es jedoch der Anfangspunkt eines Kreises ist.
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Michael K. Trout 24/10/2005 12:32
Nur eine Anmerkung und viele hundert Klicks.Es scheint, die Gedanken hier sind so vielen Menschen vertraut, daß genau dies eine Sprachlosigkeit erzeugt.
Marion, Du hast es auf den Punkt gebracht, danke.
Grüße, Michael
EM. G. 23/10/2005 14:13
wie trügerisch...wie traurig...glaubst du das wirklich??ich denke oft darüber nach....wir bräuchten ein paar flaschen roten und viel zeit.......darüber würde ich gerne diskutieren.
das bild der schiene verwende ich oft..meist in verbindung mit festgefahren, eingefahren, eingleisig.....
wohin führt ein gleis....es gibt aber doch auch abzweigungen...
nachdenkliche grüße marion