Gwalior, Gopachal, Tirthankara-Statuen
Der Legende nach soll Fürst Suraj Sen während der Jagd dem Eremiten Gwalipa begegnet sein, der ihn mit einem Schluck gesegneten Wassers von der Lepra-Krankheit heilte und ihm riet, auf dem »Hirtenberg« (Gopagiri) eine Burg zu bauen. Nach diesem Heiligen wurde diese Zitadelle dann auch benannt: Gwalior. Die Mogulen nutzten das Fort als Gefängnis, in dem unter anderem Khusrau Mirza (1587-1622, ältester Sohn des Mogul-Kaisers Jahangir), Murad Bakhsh (1624-1661, jüngster Sohn des Mogulkaisers Shah Jahan) und der Sikh-Guru Hargobind Singh (auch Har Govind, 1595-1644) einsaßen. Auf den unteren Etagen befinden sich zwei runde Säulenhallen, in deren Zellen die hochrangigen Gefangenen untergebracht worden sein sollen.
Die Palastanlage besteht aus fünf Gebäuden, deren Kernstück der zweistöckige Man-Singh-Palast (auch Man-Mandir) ist. Der auch als ›Gibraltar of India‹ bezeichnete Bau wurde von Raja Man Singh Tomar (regierte 1486-1516) um 1500 erbaut und besitzt sechs halbrunde Türme, die von kleinen Kuppeln gekrönt werden, die einst vergoldet waren und mit blauen, grünen und gelben Kacheln verziert sind. Man erkennt Kacheln mit zahlreichen Motiven von Vögeln und Elefanten sodass der Palast auch als Chit Mandit bezeichnet wird, als ›gemalter Palast‹.
Auf dem Weg südwestlich von der Festung hinunter in die Stadt gelangt man zu den 24 Höhlen mit mehr als 1.500 Tirthankara-Steinstatuen der Jains, die zwischen 1341 und 1479 aus dem Fels gehauen wurden. Die Archäologen unterscheiden fünf Gruppen , die um den Berg verstreut liegen. Im Südosten befindet sich die Gruppe »Gopachal Atishya Kshetra« mit 26 Höhlen, im Südwesten die sog. »Trishalagiri« nahe dem Urvai-Tor mit den ältesten Steinfiguren, im Nordwesten die »Neminath Giri« mit der größten Figur, der 11 Meter hohen, sitzenden Figur des Neminath, dem 22. Tirthankara, im Nordosten die »Naimgir«-Gruppe. Zu beiden Seiten des Weges befindet sich die »Urvahi« (Siddhanchal), die meistbesuchte Gruppe. Die größte Figur stellt hier den stehenden Adinath (auch Rishabhanath, erster thirthankara) dar und ist knapp 18 Meter hoch.
Die Köpfe der Statuen wurden 1527 im Auftrag von Babur Shah (1483 geboren im häufigen Usbekistan, 1530 gestorben in Agra, regierte 1526-1530), dem Gründer des Moghul-Reiches in Indien, zerstört, doch später wieder erneuert. Nur die Figuren der Südwest-Gruppe und der Nord-Westgruppe entgingen den Zerstörungen, weil sie schwer zu erreichen sind. Diese Jain-Statuen sind eine Fundgrube zur Erforschung des alten indischen Erbes und seiner Kultur. Zur näheren Besichtigung der Figuren muss man die Schuhe ausziehen und barfuß über die Gesteine klettern.
Im Bild: Tirthankara-Statuen
Anja Gabi Hace 11 horas
Es erinnert mich an Abu Simbel - ist aber natürlich eine ganz andere Kultur. Was für ein gewaltiger Bau.LG Anja
Blula Hace 13 horas
Ein unglaublicher Anblick ist das, unfassbar muss es sein hier zu stehen, wissend, dass diese Skulpturen vor 500 Jahren aus dem Fels herausgearbeitet worden sind.Danke für den lesenswerten Begleittext zu dieser Aufnahme.
LG Ursula
Oliver Jüntgen Hace 14 horas
Klasse Aufnahme mit sehr guter Info.LG Oliver
Vitória Castelo Santos 26/11/2024 19:34
EXZELLENT !Bäba K. 26/11/2024 12:02
Erinnerungen werden wach. VG Bärbel