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Prospero in Frankfurt

Prospero in Frankfurt

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Prospero in Frankfurt

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Mainhattan, 2015

"Lange schon wütete der rote Tod im Lande; nie war eine Pest verheerender, nie eine Krankheit gräßlicher gewesen. Blut war der Anfang, Blut das Ende – überall das Rote und der Schrecken des Blutes. Mit stechenden Schmerzen und Schwindelanfällen setzte es ein, dann quoll Blut aus allen Poren, und das war der Beginn der Auflösung. Die scharlachroten Tupfen am ganzen Körper der unglücklichen Opfer – und besonders im Gesicht – waren des roten Todes Bannsiegel, das die Gezeichneten von der Hilfe und der Teilnahme ihrer Mitmenschen ausschloß; und alles, vom ersten Anfall bis zum tödlichen Ende, war das Werk einer halben Stunde. Prinz Prospero aber war fröhlich und unerschrocken und weise. Als sein Land schon zur Hälfte entvölkert war, erwählte er sich unter den Rittern und Damen des Hofes eine Gesellschaft von tausend heiteren und leichtlebigen Kameraden und zog sich mit ihnen in die stille Abgeschiedenheit einer befestigten Abtei zurück. Das war ein ausgedehnter prächtiger Bau, eine Schöpfung nach des Prinzen eigenem exzentrischen, aber vornehmen Geschmack. Eine hohe mächtige Mauer, die eiserne Tore hatte, umschlossen das Ganze.

Nachdem die Höflingsschar dort eingezogen war, brachten die Ritter Schmelzöfen und schwere Hämmer herbei und schmiedeten die Riegel der Tore fest. Es sollte weder für die draußen wütende Verzweiflung noch für ein etwaiges törichtes Verlangen der Eingeschlossenen eine Türe offen sein. Da die Abtei mit Proviant reichlich versehen war und alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden waren, glaubte die Gesellschaft der Pestgefahr Trotz bieten zu können. Die Welt da draußen mochte für sich selbst sorgen! Jedenfalls schien es unsinnig, sich vorläufig bangen Gedanken hinzugeben.

Auch hatte der Prinz für allerlei Zerstreuung Sorge getragen. Da waren Gaukler und Komödianten, Musikanten und Tänzer – da war Schönheit und Wein. All dies und dazu das Gefühl der Sicherheit war drinnen in der Burg – draußen war der rote Tod.

[…]

Diese anderen Räume waren überfüllt, und in ihnen schlug fieberheiß das Herz des Lebens. Und der Trubel rauschte lärmend weiter, bis endlich die Uhr die zwölf Schläge der Mitternacht erdröhnen ließ. Und die Musik verstummte, so wie früher, und der Tanz wurde jäh zerrissen, und wie vorher trat ein plötzlicher, unheimlicher Stillstand ein. Jetzt aber mußte der Schlag der Uhr zwölfmal ertönen, und daher kam es, daß den Nachdenklichen noch trübere Gedanken kamen und daß ihre Versonnenheit noch länger andauerte. Und daher kam es wohl auch, daß, bevor noch der letzte Nachhall des letzten Stundenschlages erstorben war, manch einer Zeit genug gefunden hatte, eine Maske zu bemerken, die bisher noch keinem aufgefallen war. Das Gerücht von dieser neuen Erscheinung sprach sich flüsternd herum, und es erhob sich in der ganzen Versammlung ein Summen und Murren des Unwillens und der Entrüstung – das schließlich zu Lauten des Schreckens, des Entsetzens und höchsten Abscheus anwuchs.

Man kann sich wohl denken, daß es keine gewöhnliche Erscheinung war, die den Unwillen einer so toleranten Gesellschaft erregen konnte. Man hatte in dieser Nacht der Maskenfreiheit zwar sehr freie Grenzen gezogen, doch die Gestalt war in der Tat zu weit gegangen – über des Prinzen weitgehende Duldsamkeit hinaus. Auch in den Herzen der Übermütigsten gibt es Saiten, die nicht berührt werden dürfen, und selbst bei den Verstocktesten, denen Leben und Tod nur Spiel sind, gibt es Dinge, mit denen sie nicht Scherz treiben lassen. Einmütig schien die Gesellschaft zu empfinden, daß in Tracht und Benehmen der befremdenden Gestalt weder Witz noch Anstand sei.

Lang und hager war die Erscheinung, und von Kopf bis Fuß in Leichentücher gehüllt; die Maske, die das Gesicht verbarg, war dem Antlitz eines Toten täuschend nachgebildet. Doch all dies hätten die tollen Gäste des tollen Gastgebers, wenn es ihnen auch nicht gefiel, hingehen lassen. Aber der Verwegene war so weit gegangen, die Gestalt des roten Todes darzustellen. Sein Gewand war blutbesudelt, und seine breite Stirn, das ganze Gesicht sogar war mit dem scharlachroten Todessiegel gefleckt."

Aus: Edgar Allan Poe: Die Maske des roten Todes


https://www.google.de/search?q=thomas+h%C3%B6pker+9/11&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0CCEQsARqFQoTCNLu2tXYicYCFUWVLAodJY8D9w&biw=1366&bih=608

https://www.youtube.com/watch?v=E-ZAyQumlHU

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http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/1704486#/beitrag/video/2420740/Rasender-Stillstand

Comentarios 87

  • Maud Morell 06/06/2019 12:01

    Der Sportler bringt den Schwung ins Bild.
    LG von Maud
  • manfred.art 05/07/2018 7:57

    gerne schaue ich hier immer vorbei............ trotz der groesse wirkt es irgendwie gemütlich, vertraulich....... alles gute und bis bald manfred
    • E. W. R. 05/07/2018 8:07

      Relativ eng war's nachher im Städel ... ich hatte mich an diesem Ufer nur herumgetrieben, weil ich in eine Impressionistenausstellung wollte. Die war aber derart überlaufen, dass ich es gelassen habe. HG, E.
  • Horst Schulmayer 06/05/2018 10:24

    Eine sehr ansprechende Bildgestaltung. Die modernen Tempel des Halbgottes der verzweifelten Gewinnmaximierung wachsen sprichwörtlich in den Himmel ...
    Gruß Horst
  • manfred.art 10/08/2017 7:22

    immer wieder ein genuss, dieses bild! es öffnet sich nach rechts, wie aus einem trichter, wunderbar! glg manfred
  • E. W. R. 15/12/2015 7:47

    Völlig richtig, lieber Gert. So geht's uns Kopfarbeitern ja allen, dass wir verzweifelt nach Möglichkeiten der Bewegung suchen. Kanalarbeiter und Gleisbauer sind allerdings oft vor Erreichen des Rentenalters körperlich Wracks; DIESE Art von Bewegung ist auch auf Dauer nicht gesundheitsförderlich. HG, E.
  • Gert Rehn 15/12/2015 3:57

    Der Mensch da vorn, der anscheinend keine körperliche Arbeit mehr verrichten muss, ersetzt diese durch Bewegung im Freien, also Leibesübungen, um dann, eine Stunde später von einem der Türme in die Landschaft zu blicken, froh zu sein, dass er kein Kanalarbeiter oder Gleisbauer sein muss, der diese Bewegung in der Arbeit findet und im Schweiße seines Angesichtes sein Brot verdient
    LG Gert.
  • E. W. R. 13/12/2015 19:36

    @ Lilelu: Danke!
  • El comentario fue ocultado por el propietario de la foto
  • E. W. R. 13/12/2015 19:35

    @ vitagraf: Das Foto sollte ja auch nicht schön sein. Wobei sich fragt, ob man für eine solche Beurteilung die richtigen Maßstäbe hat. G., E.
  • Lilelu 13/12/2015 15:58

    sehr fein!
  • vitagraf 13/12/2015 15:33

    Nicht schön, aber beeindruckend in seiner Kulisse, gerade am Eisernen Steg über den Main gesehen.
    Frankfurt - Skyline (III)
    Frankfurt - Skyline (III)
    vitagraf
  • E. W. R. 22/10/2015 18:55

    Liebe Ilse, eine „Entschuldigung“ ist hier natürlich sowieso nicht am Platze. Ich erinnere mich, dass ich mich in der Tat wunderte, dass Du das Foto nicht kommentiertest, fand dann aber heraus, dass Du im Umzug begriffen warst. Wie ein Kommentator deines aktuellen Fotos auch finde ich Frankfurt gar nicht so schrecklich – es gibt ja nicht nur die Wolkenkratzer, sondern auch das Goethehaus und die guten Museen. HG, E.
  • Ilse Jentzsch 22/10/2015 16:22

    Keine Entschuldigung, doch eine Begründung.
    Dieses Foto hast Du eingestellt, als ich mitten im Umzug war und da blieb wirklich keine Zeit für die fc. Und bei dem Motiv wäre doch eine Kommentierung von mir sicher gewesen, zumal ich genau von dieser Stelle aus etliche Jahre zuvor auch die Skyline fotografierte, doch da waren es noch weniger Wolkenkratzer.
    Dass Du den Freizeitsportler mit auf das Bild gebracht hast gefällt mir, zeigt es doch, dass auch noch ganz normale Menschen in dieser Metropole leben :-)
    Herzlich grüßt aus dieser Stadt
    Ilse
  • E. W. R. 30/08/2015 11:55

    Du musst nicht gegen die von der Evolution gegebene menschliche Perspektive ankämpfen - sie ist wie sie ist. Aus der Ferne sieht es eng aus, aus der Nähe ist es weit. HG, E.

    Zukunftsweisend
    Zukunftsweisend
    E. W. R.


  • der amateur GFH 30/08/2015 2:42



    Hiermit reiche ich ein Foto zu meiner vorstehenden Anmerkung nach. Es hat so lange gedauert, weil ich meinen Computer in den feinsten Verästelungen seiner Möglichkeiten immer noch nicht genau kenne.
    Das Foto soll illustrieren, dass aus der Innenansicht von Frankfurt gesehen hier k e i n e Steinwüste herrscht, wie das obige Bild von EM suggeriert, sondern dass es hier reichlich Platz zum Atmen gibt. Und - ganz nebenbei - ich finde die City mit dieser Skyline schon toll - Einundzwanzigstes Jahrhundert eben. Natürlich akzeptiere ich, wenn und dass andere ganz anders darüber denken. Dem Einen sein Rotenburg ob der Tauber oder Dinkelsbühl oder tausend andere historische wunderschöne alte Plätze - - - dem Anderen, so auch mir, die Skyline von Mainhattan. Noch haben wir Meinungsfreiheit --- obgleich Lucifer ante Portas steht.
    Georg Franz der amateur GFH

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