Vom Räuber zum Veganer: Luchsfliege Acrosathe annulata
Die Luchsfliegen (Therevidae) sind in Europa mit etwa 100 Arten vertreten, weltweit dürften es mehr als 1170 sein – das ist der Stand, den 14 Autoren in einer phylogenetischen Arbeit 2015 veröffentlicht haben und der seit dem immer wieder übernommen oder sogar locker aufgerundet (1200 +) wird. Witziger Weise steht in der englischen Wikipedia die Zahl 1600 unter Berufung auf die deutsche Seite, in der die Zahl 1000 angegeben ist. Manchmal trifft man im Deutschen, durchgehend aber im Englischen auf den Familiennamen Stilettfliegen (stiletto flies).
Interessanterweise könnte die biogeographische Region Australien / Ozeanien mit über 600 Spezies die artenreichste sein, während in anderen, ansonsten für ihren Artenreichtum berühmten Gebieten wie der indische Subkontinent gerade einmal 1,5 % aller Luchsfliegen leben. Für Deutschland sind derzeit 32 Arten bekannt, das wäre knapp das Doppelte der indischen Luchsfliegen-Fauna.
Zwar besitzen sie zwischen den Augen einen „Bart“, der aber wesentlich kürzer ist als der der eng verwandten Raubfliegen (Asilidae), denen sie auch recht ähnlich sind, jedenfalls auf den ersten Blick. Allerdings ernähren sie sich völlig anders. Raubfliegen leben räuberisch, Luchsfliegen sind Trinker und nehmen nur Flüssigkeiten zu sich. Das harte, zum kraftvollen Stechen ausgebildete Labium der Raubfliegen endet bei den Luchsfliegen in zwei weichen, fleischigen Labelli, wie es viele andere, flüssigkeitssaugende Fliege besitzen.
Allerdings sind die Larven ausgemachte Räuber. Sie leben meistens unterirdisch in Sandböden, wo sie aktiv Jagd auf die Larven anderer Insekten, vorwiegend Schmetterlingsraupen, Engerlinge und Fliegenmaden, aber wohl auch Würmer machen. Luchsfliegen überwintern grundsätzlich im letzten Larvenstadium und verpuppen sich im Frühjahr – das alles im Boden – bevor sie wenige Tage später schlüpfen.
Acrosathe annulata ist eine von fünf europäischen Arten der Gattung. Sie bevorzugt sandige Gebiete, v.a. Binnen- und Küstendünen der Paläarktis. Das Flugbild gleicht dem der Raubfliegen, sie ist schnell und wendig, fliegt aber nur sehr kurzen Strecken, um dann rasch wieder Platz zu nehmen. Das Weibchen im Bild war auf der Suche nach einem geeigneten Platz für die Eiablage.
Stephan Bader Ruhrradler 08/08/2022 17:23
Hallo,eine erstklassige Aufnahme der tollen Fliege.
Gruß Stephan
dadoxylon 03/08/2022 21:08
Ein exzellentes Makro!Gruß Jens
mawie 03/08/2022 20:00
Danke für die umfangreiche Info. Solch Fliegen hab ich auch schon fotografiert, meine Recherche hatte Stilettfliege ergeben. Da muss ich wohl noch mal nachforschen wo der Unterschied ist. Mir gefällt die Aufnahme.LG Margrit